Jehuda ben Samuel

Genannt Jehuda he-Chassid, „Jehuda der Fromme“ (* ca. 1140-50 vermutlich Speyer; 22.02.1217 Regensburg), deutsch-jüdischer Schriftgelehrter, Philosoph, Ethiker und Mystiker; einer der bedeutendsten Vertreter der Chaside Aschkenas, einer Bewegung innerhalb des hochmittelalterlichen Judentums, die als Antwort auf die blutigen Judenverfolgungen während der Kreuzzüge ab 1096 der streng rationalen rabbinischen Gelehrsamkeit eine mystisch-spirituelle Frömmigkeit, Askese und Märtyrerverehrung entgegensetzten.
Das einflussreichste der ihm in Teilen zugeschriebenen Werke ist das Sefer Chasidim („Buch der Frommen“), welches einen tiefen Einblick in das wirkliche Leben einer jüdischen Gemeinschaft in all ihren Äußerungen gewährt.

„Siehst du, dass jemand über den Messias weissagt, so wisse, dass er sich mit Zauberei oder Dämonenspuk abgibt. Oder aber er gehört zu denen, die mit dem Gottesnamen Beschwörungen vornehmen. Weil sie nun die Engel oder Geister für sich bemühen, sagen die zu ihm: Verkünde es nicht so, dass es aller Welt offenbar werde. Und am Ende wird er vor aller Welt zuschanden, weil er die Engel und Dämonen bemüht hat, und statt dessen tritt ein Unglück ein … Die Dämonen kommen und lehren ihn ihre Berechnungen und apokalyptischen Geheimnisse, um ihn und die ihm glauben zu beschämen, denn niemand weiß etwas über das Kommen des Messias.“
J. glaubte an eine zweifache Herrlichkeit, eine innere, vom Heiligen Geist inspirierte, und eine sichtbare, wie sie im Leben und in Visionen der Propheten gegenwärtig war. Seine Lehren beeinflussten den mittelalterlichen Chassidismus.
Der Großteil seiner Schriften zur esoterischen Theologie ist verloren gegangen.

Lit.: Jehudah ben Chemouel le Hassid: Sefer Ḥassidim. Le guide des hassidim. Tradition de l’hébreu et présenté par Édouard Gourévitch. Paris: Cerf, 1988.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.