Jay, Dolores

(*1922), amerikanische Hausfrau aus einem Dorf namens Mount Orab in Ohio, die im Trancezustand deutsch sprechen konnte, obwohl sie im Normalzustand mit dieser Sprache nicht vertraut war (Xenoglossie). 1970 hypnotisierte sie ihr Gatte, der Methodistenpfarrer Caroll Jay, um ihren Rückenschmerzen Erleichterung zu verschaffen, als eine Persönlichkeit aus ihr die Worte sagte: „Ich bin Gretchen.“ Diese Persönlichkeit bezeichnete sich in den aufgezeichneten hypnotischen Regressionen als eine im Alter von 16 Jahren verstorbene Tochter von Hermann Gottlieb, des einstigen Bürgermeisters von Eberswalde (Stadt in Brandenburg). Die Behauptung konnte jedoch nicht verifiziert werden.
Von 1971-74 beschäftigte sich auch Jan Stevenson mit diesem Fall und publizierte ihn; seine Deutung in Richtung einer möglichen Reinkarnation wurde jedoch, auch aus linguistischen Gründen, einer berechtigten Kritik unterzogen. 1974 ließ sich J. von Richard Archer in New York durch einen Polygrafen (Lügendetektor) testen, wobei sich ihre Behauptung, Deutsch nie gelernt zu haben, bestätigte. Obwohl die genannte Persönlichkeit für sich in Anspruch nahm, eine Zeitgenossin Martin Luthers gewesen zu sein, entsprach ihr Deutsch dem einer späteren Zeit. Ihr Wortschatz war allerdings sehr gering.
Die hypnotischen Regressionen wurden aus verschiedenen Gründen nicht fortgesetzt.

Lit.: Stevenson, Jan: Xenoglossy: A Review and Report of a Case. Proceedings of The American Society for Psychical Research 31 (February 1974); Jay, Carroll E.: Gretchen, I am. New York: Wyden, 1977; Unlearned Language: New Studies in Xenoglossy. Charlottesville/USA, 1987; Thomason, Sarah G.: Past Tongues Remembered. Skeptical Inquirer 11 (1987) 4, 367-375 (dt.: Mit fremden Zungen, in: Gero von Randow (Hrsg.): Mein paranormales Fahrrad. Reinbek: Rowohlt, 1993, S. 65-75; Edwards, Paul: Reincarnation: A Critical Examination. Amherst, NY: Prometheus, 1996.
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