Jaspers, Karl Theodor

(* 23.02.1883 Oldenburg; † 26.02.1969 Basel), deutscher Psychiater und Philosoph von internationalem Rang, lehrte zuletzt an der Universität Basel und wurde 1967 Schweizer Staatsbürger.
Als Arzt hat J. grundlegend zur wissenschaftlichen und humanen Entwicklung der Psychiatrie beigetragen. Er ist zudem ein herausragender Vertreter der Existenzphilosophie, dessen philosophisches Werk vor allem in der Religionsphilosophie, Geschichtsphilosophie und Interkulturellen Philosophie nachwirkt.
In der Vernunft als Wille zur Einheit sah J. das Verbindende aller Weisen des Umgreifenden, die nicht objektivierbar sind: „Aus jeder Weise des Umgreifenden, das wir sind, nicht nur aus dem Bewusstsein überhaupt, dem die zwingende Einsicht zugehört, sondern aus Dasein, Geist und Existenz erwächst ein eigentümlicher Wahrheitssinn“ (Existenzphilosophie, S. 29).
Daher seien die Weisen des Umgreifenden nicht aufeinander reduzierbar und müssten im Sinne der Ganzheit jeweils vollzogen werden. Die Existenz des Menschen sei nämlich durch die Freiheit bestimmt, die sich weder beweisen noch widerlegen lässt, den Menschen jedoch ständig in Entscheidungssituationen stellt und sich so in dessen Lebenspraxis offenbart. Durch die Freiheit wählt der Mensch sich selbst.
Auf diesem Weg zu sich selbst stößt der Mensch auf Grenzsituationen. Er lernt, dass er mit den Fragwürdigkeiten der faktischen wissenschaftlichen Weltorientierung an den Abgrund des schlechthin Unbegreiflichen stößt. In Tod, Kampf, Leiden und Schuld zeigt sich die Ausweglosigkeit, ein Scheitern zu verhindern. Nur im Annehmen dieser Auswegslosigkeit könne der Mensch zu seiner „eigentlichen“ Existenz gelangen.
Mit diesen Aussagen berührt J. auch Grundthemen der Paranormologie.

W. (Auswahl): Psychologie der Weltanschauungen. Berlin: Springer, 1919; Vernunft und Existenz. Groningen: Wolters, 1935; Die Schuldfrage. Heidelberg: Lambert Schneider, 1946; Der philosophische Glaube. Fünf Vorlesungen. München/Zürich, 1948.
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