Janet, Pierre Marie-Félix

(* 30.05.1859 Paris; † 24.02.1947 ebd.), französicher Hypnosetherapeut, Psychoanalytiker mit Studium der Medizin (Absolutorium 1893), Neurologe; Studium am College Sainte-Barbe in Paris und an der Ecole Normale Supérieure, von 1882 bis 1889 Philosophieprofessor in Châteauroux und Le Havre.
J. gilt als der eigentliche Schöpfer des Begriffs des „Unterbewussten“ und grenzte damit das psychisch Unterbewusste vom Bewusstsein und dem seiner Meinung nach bereits philosophisch besetzten Begriff des Unbewussten ab. Er untersuchte mediumistische Spaltpersönlichkeiten. In Le Havre bekam er Kontakt mit einem aus der Ferne hypnotisierbaren Medium namens „Leonie“. Durch seine Untersuchungen und Publikationen darüber wurde er frühzeitig berühmt. Trotz mancher Entdeckung auf dem Gebiet der Psychoanalyse vor S. Freud stand J. unverdient in dessen Schatten. Dennoch bewegte er sich am Anfang der modernen dynamischen Psychiatrie. Sein Werk war eine der Hauptquellen für Freud, Adler und Jung. J. prägte, wie erwähnt, den Begriff des „Unterbewusstseins“, seine Konzepte finden sich wieder in Bleulers Schizophrenie und Autismus, in Jungs Komplex, in Adlers Minderwertigkeitsgefühl und in Freuds Studien über die Hysterie (1895).
Wegen seiner Kritik an Freud (Traumdeutung, Theorie der Neurosen) verschwieg dieser J. in seinen Publikationen und weigerte sich, ihn bei seinem Wienbesuch 1937 zu empfangen.

W.: Lautomatisme psychologique (1889), Dissertation an der Sorbonne/Paris.
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