Illuminés d’Avignon

Ehemals französischer Geheimbund, dessen hermetisch-freimaurerisches System von dem Benediktiner Dom Antoine-Joseph Pernety (1716-1796) ausgearbeitet wurde.
Pernety kam beim Studium alchemistischer Werke zum Schluss, dass die antike Mythologie nichts anderes als eine Allegorie der hermetischen Philosophie sei. Dies veranlasste ihn, 1758 die Fables égyptiennes et grecques, dévoilées et réduites au même principe… und im Anschluss daran ein Dictionnaire mytho-hermétique zu veröffentlichen, um die Ilias und die Odyssee hermetisch zu erklären. 1765 verließ er sein Kloster, ging nach Avignon, erweckte dort die infolge der päpstlichen Bulle von 1751 eingeschlafene Freimaurerei zu neuem Leben und schuf 1766 in der Aristokratenloge „Les Sectateurs de la Vertu“ ein neues System, den Rite hermétique oder Rite de Pernety.
Zu den drei symbolischen Graden traten sechs Hochgrade: Wahrer Maurer, Wahrer Maurer auf dem geraden Wege, Ritter des goldenen Schlüssels, Ritter der Iris, Ritter der Argonauten, Ritter des Goldenen Vlieses. Durch alle Grade zogen sich hermetische Lehren.
Pernety schuf noch einen weiteren Grad, den „Sonnenritter“, dessen Ritual einen vollständigen Kurs der hermetischen und gnostischen Wissenschaften enthielt. Aus Furcht vor Verfolgung flüchtete Pernety 1767 nach Berlin, wo er sich 1779 den I. anschloss und Friedrich der Große ihn zum Bibliothekar und Mitglied der Akademie der Wissenschaften machte. 1784 verließen die I. Berlin und gingen nach Avignon, wo sie 1793 gesetzlich verboten wurden.
Alle Mitglieder waren Freimaurer, in ihrem System spielte neben der heiligen Dreieinigkeit die Jungfrau Maria eine besondere Rolle. Während der Jakobinerherrschaft wurde Pernety verhaftet, dann aber wieder freigelassen. Wenige Jahre nach seinem Tod 1796 hörte die Tätigkeit seiner Gruppe auf. Der Grad des „Sonnenritters“ ging in den Alten und Angenommenen Schottischen Ritus (AASR) über.

Lit.: Bricaud, Joanny: Les Illuminés d’Avignon. Paris: É. Nourry, 1927.
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