Überlieferungen über das Auflegen der Hand als heilende Geste gibt es aus den ältesten menschlichen Hochkulturen, bezeichnenderweise sowohl aus der Mythologie als auch aus dem säkularen Bereich. Im Laufe des ersten Jahrtausends nach Christus wurde das direkte heilende Handauflegen dann immer mehr aus der offiziellen Medizin, aber auch aus der offiziellen Religion verdrängt und führte fortan in der Volksmedizin und im Volksglauben ein Schattendasein.
Entsprechend der vielfältigen Bedeutung der menschlichen Hand als Empfindungs-‚ Arbeits- und Ausdrucksorgan kann auch das Auflegen der Hand auf den menschlichen Körper die verschiedensten Ursachen und Bedeutungen haben. Zum einen das unwillkürliche Pressen der eigenen Hände auf einen schmerzenden Körperteil, zum andern das „autoritäre“, von oben nach unten gerichtete, zuweilen nur symbolische Auflegen der Hand des in der sozialen Hierarchie Höherstehenden auf einen anderen Menschen zu dessen Nutzen; von der Handauflegung religiöser Heilsbringer und weltlicher Feudalherren bis hin zu den auch in unserem Kulturkreis weitverbreiteten religiösen Segnungen oder dem anerkennenden „Auf-die-Schulter-Klopfen“.
Auch scheint der Heilerfolg weitestgehend unabhängig davon zu sein, welche Vorstellung der Patient von der Wirkung des Handauflegens hat und was er sich für sich selbst davon verspricht. Bei den „Gläubigen“ oder „Optimisten“ scheint der Heilerfolg nicht größer zu sein als bei den „Ungläubigen“ oder „Pessimisten“.
Je größer der Zwischenraum zwischen der ersten Information über den Heiler und dem Gang zum Heiler ist, desto größer scheint der Heilerfolg zu sein: 44% „Besserung“ wurde bei Patienten festgestellt, die erst vor „einigen Tagen“ vom Heiler gehört hatten, 62% „Besserung“ bei denen, die vor „einigen Wochen“, 69% „Besserung“ bei denen, die vor „einigen Monaten“ und 77% „Besserung“ bei denen, die „schon vor Jahren“ vom Heiler gehört hatten. Innerhalb der Gruppe der „Neulinge“ (d.h. unter den Patienten, die zum Zeitpunkt der Aushändigung des ersten Fragebogens das erste Mal beim Heiler waren) ist diese statistische Abhängigkeit des Heilerfolgs von der Bekanntheitsdauer des Heilers zwar etwas geringer ausgeprägt als innerhalb der Gesamtheit des Patientengutes, aber immer noch sehr stark.
Die ausgeprägte Abhängigkeit des Heilerfolges von der Informationsquelle und mehr noch die viel günstigere Prognose für die Patienten, die schon vor längerer Zeit erstmals vom Heiler gehört hatten, erscheint dagegen – weitgehend unabhängig vom Erklärungsansatz – schwer verständlich.
Besonderen Stellenwert hat die H. als religiöses Ritual. Durch sie kann etwas in Besitz genommen (Ps 139,59) oder Schuld (Lv 16), Verantwortung (Lv 24,14), geistige Gewalt (Nm 27,18-23) übertragen werden. Auch der Segen wird durch H. erbeten oder erteilt (Gn 48,14-20). Im NT werden durch H. Kranke geheilt (Mt 9,18-31). Vor allem aber ist die H. im NT sakramentaler Ritus zur Übertragung des Hl. Geistes an die Getauften (Mt 3,11; Apg 8,14-17). H. ist auch mit Wunderheilungen verbunden (Lk 4,40).
Insgesamt bewirkt H. Energieübertragung, Eenergieaustauausch (auch im negativen Sinn) und Energieharmonisierung sowie Heilung im religiösen Kontext.
Lit.: Schleip, Holger: Heilen durch Handauflegung. Über eine Extremform medizinischen Außenseitertums. Grenzegebiete der Wissenschaft (Gw) 30 (1981) 1, 1-19.