Hahnemann, Christian Friedrich Samuel

(* 10.04.1755 Meißen; † 2.07.1843 Paris) deutscher Arzt, medizinischer Schriftsteller, Übersetzer und Begründer der Homöopathie.
H. besuchte zunächst die Meißener Stadtschule, ab 1770 die Fürstenschule St. Afra in Meißen. 1775 begann er das Medizinstudium in Leipzig und wechselte dann 1777 für ein Dreivierteljahr an die Wiener Universität. Im gleichen Jahr wurde er in die Freimaurerloge Zu den drei Seeblättern Hermannstadt aufgenommen. Da es in Hermannstadt, wo er zwei Jahre arbeitete, keine Universität gab, schloss H. sein Medizinstudium im August 1779 an der Friedrichs-Universität Erlangen mit der Promotion ab.
In den Folgejahren praktizierte er als Arzt, Chemiker, Übersetzer und Schriftsteller, gab aber zeitweilig die Arztpraxis auf, um sich ganz chemischen Versuchen, Übersetzungen und Publikationen zu widmen. Dann hatte er jedoch wieder so viele Patienten, dass er kaum mit der Versorgung nachkam. Getrieben von einem ruhelosen Geist und der Notwendigkeit, den Unterhalt für sich und seine Familie zu erwirtschaften, musste er alle Verdienstmöglichkeiten aufgreifen. Andererseits gehörte auch ein ausgeprägter Ehrgeiz, der ihn zu diversen Experimenten trieb, zu Hahnemanns Charaktereigenschaften. Häufig gab es, besonders mit Apothekern, Streit wegen seiner „interdisziplinären“ Tätigkeit als Chemiker bzw. Pharmazeut und Arzt. Er wandte sich gegen die ständigen Aderlässe, Einläufe und giftigen Medikamente, die zur damaligen Zeit verbreitet waren. Ausserdem kämpfte er für bessere Hygienebedingungen und eine gesündere Lebensweise, speziell im Hinblick auf Ernährung und körperliche Bewegung. Dieses Engagement brachte ihm viel Ärger seitens anderer Ärzte, Apotheker und öffentlicher Stellen ein. Schließlich hörte H. auf, als Arzt zu arbeiten, weil ihn die gängige medizinische Praxis anwiderte, und arbeitete fortan nur noch als medizinischer Übersetzer.
1790 übersetzte er die zweibändige Arzneimittellehre Materia Medica des schottischen Arztes William Cullen, worin ausführlich über die Chinarinde berichtet wird, die Dr. Cullen gegen Malaria empfahl. H. machte daraufhin Selbstversuche mit Chinarinde. Dabei entwickelte er nach deren Einnahme Symptome, die denen der Malaria ähnelten und nach kurzer Zeit wieder verschwanden. Später experimentierte er auch mit anderen Substanzen, wie Tollkirsche (Belladonna) und Arsen (Arsenicum album).
H.s Beobachtungen führten ihn zu dem entscheidenden Schluss, dass man Ähnliches durch Ähnliches heilen könne. Zudem stellte er fest, dass Heilmittel umso besser wirkten, je stärker sie verdünnt waren. So entwickelte er die systematische Methode der Potenzierung. 1810 veröffentlichte er nach reicher Erprobung die erste Ausgabe seines Standardwerkes Organon der Heilkunst, damals noch „Organon der rationellen Heilkunde“ genannt, das bereits alle Wesenszüge der Homöopathie enthielt.
1811 zog H. nach Leipzig, wo er einen Lehrstuhl erhielt. Inzwischen war er offiziell zum Begründer einer neuen Heilmethode geworden und scharte zahlreiche Schüler um sich. Mit ihrer Hilfe und mit Unterstützung seines ältesten Sohnes konnte er seine Arzneimittelprüfungen ausbauen und weitere Bücher veröffentlichen, darunter mehrere Bände der Reinen Arzneimittellehre. Die Erfolge der Homöopathie führten auch zu vielen Auseinandersetzungen mit anderen Ärzten und Apothekern.
1830 starb seine erste Frau, woraufhin ihn vier seiner Töchter in seiner ausgedehnten Praxis unterstützten. In den Jahren 1830 bis 1833 kämpfte H. um die Reinheit der homöopathischen Lehre und wandte sich dabei insbesondere gegen schwächende Mittel wie Aderlass und Abführmittel.
1834 lernte er die 35-jährige französische Malerin Mélanie d’Hervilly kennen, die er schließlich, mittlerweile fast 80-jährig, heiratete. Bald darauf zog das Paar nach Paris, wo H. vorerst noch erfolgreich als angesehener Arzt arbeitete und am 2. Juli 1843 starb.

W. (Auswahl): Organon der rationellen Heilkunde; in der Arnoldischen Buchhandlung, 1810; Reine Arzneimittellehre. Theil 1-6. Leipzig, 1811-1821; Die chronischen Krankheiten. Ihre eigenthümliche Natur und homöopathische Heilung, Theil 1-5. Erste Auflage: Leipzig 1828-1830; Systematische Darstellung der reinen Arzneiwirkungen aller bisher geprüften Mittel. Braunschweig: Vieweg, 1831.

 

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