Geistiger Automatismus

(Griech. autómatos, sich selbst bewegend), spontaner Einfall von Ideen, welche die Person als fremd empfindet, weil sie die eigenen Gedanken verdecken. Dennoch kann das persönliche Denken in solchen Fällen nicht als von regelrechten Wahnvorstellungen überlagert angesehen werden. Was die jeweilige Person sehr treffend beurteilt, entspricht nämlich durchaus einer Wirklichkeit, die auf einem bestimmten Ablauf beruht. Es handelt sich um den nachhaltigen Eindruck, dass dem denkenden Ich ein Teil der ihm eigenen Tätigkeit entzogen wird. Kommt der Krankheitsprozess voll zur Entfaltung, kann sich das Gefühl der Enteignung in ein Gefühl der göttlichen, diabolischen, spiritistischen oder magischen Besessenheit wandeln. Hierunter fallen auch die spontanen Einfälle, Empfindungen, Ideen und Offenbarungen, die sich unechten Mystikern aufdrängen.
Der Begriff des g. A. wurde von dem französischen Psychiater Gaëtan Gatian de Clérambault eingeführt und ist vom psychischen Automatismus Pierre Janets zu unterscheiden. > Psychische Automatismen.

Lit.: Clérambault, Gaëtan Gatian de: Oeuvres psychiatriques. Paris: Editions de Publications Universitaires, 1942, 2. Bd., S. 492; Lhermitte, Jean: Echte und falsche Mystiker. Luzern: Räber & Cie., 1953.
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