Gebetläuten

Ursprünglich nur von Klöstern und Stiftskirchen bekannt, wo die sieben Glockenzeichen den sieben Gebetszeiten (horae canonicae) entsprachen. Als ab dem 11. Jh. zunehmend das Ave Maria dem Vaterunser angefügt und allgemein beliebt wurde, führten alle Kirchen ab dem 13. Jh. das Ave Marialäuten oder Angelusläuten zunächst morgens und abends, dann auch mittags ein. 1326 verordnete Papst Johann XXII. ausdrücklich, das Ave Maria täglich dreimal, morgens, mittags und abends, zu beten und jedesmal dazu das Zeichen mit der Glocke zu geben, was aber auch abergläubische Auswüchse mit sich brachte. So galt für alle drei Betzeiten, dass eine Wöchnerin während des Läutens in den ersten sechs Wochen nach Geburt des Kindes hinter dem Vorhang an der Wiege ein Vaterunser beten sollte.

Lit.: Bilfinger, Gustav: Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden: ein Beitrag zur Kulturgeschichte. Vaduz: Sändig Reprint, 2009.
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