Frauenmystik

Sie hat ihren Ursprung in der Begegnung der Frauen mit Jesus zu seinen Lebzeiten, wuchs dann im 13. Jh. im belgisch-niederländischen Raum zu einer breiten Bewegung aus und verbreitete sich bereits im 14. Jh. in ganz Europa. Frauenklöster und Beginentum boten Frauen damals fast die einzige Möglichkeit für Innerlichkeit, Selbstverwirklichung und die notwendige Selbständigkeit. Der Trend zur Individualität war dabei stärker als bei Männern.
Zudem ist die Frau in der religiösen Erfahrung sinnlicher, visionär-ekstatischer, emtional-subjektiver und personal-ganzheitlicher als die Mystik der männlichen Zeitgenossen. Da den Frauen universitäre Ausbildung versagt blieb, konnten sie sich mit Visionen und Auditionen Gehör verschaffen, wofür Hildegard von Bingen und Teresa von Ávila herausragende Beispiele sind.
Wenngleich das Aufblühen des Rationalismus in Wissenschaft und Gesellschaft die Zahl der mystisch begabten Frauen in den Hintergrund stellte und die Reformation Mystik an sich ablehnte, nimmt in der Neuzeit die Zahl mystisch begabter Frauen keineswegs ab. Davon zeugen u.a. Katherina von Ricci, Veronika Giuliani, Anna Katharina Emmerick, Gemma Galgani, Maria Valtorta oder Therese Neumann. Allen Mystikerinnen ist eines gemeinsam: das Einheitserlebnis mit Christus dem Auferstanden.

Lit.: Heiler, Anne Marie: Mystik deutscher Frauen im Mittelalter. Berlin: Hochweg-Verl., 1929; Dinzelbacher, Peter: Mittelalterliche Frauenmystik. Paderborn: Schöningh, 1993.
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