Frankenstein, Johann Conrad Dippel von

(* 10.08.1673 Burg Frankenstein (Odenwald); † 25.04.1734 Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe, Westfalen), deutscher Theologe, Alchemist, Anatom und Arzt, der auch die Pseudonyme Christianus Democritus, Ernst Christian Kleinmann und Ernst Christoph Kleinmann führte.
F. studierte Theologie, Philosophie und Alchemie an der Unversität Gießen und erhielt mit der Arbeit „de nihilo“ (Über das Nichts) den Magistergrad in Theologie. Unter dem Namen Christianus Democritus veröffentlichte er mehrere Werke. Um 1700 nahm F. das Studium der Hermetik und der Alchemie als Schlüssel der Natur auf. Sein Ruf als umstrittener Theologe brachte ihm Anhänger und Gegner in ganz Europa. Emanuel Swedenborg war beides. Er begann als Schüler und Bewunderer von F., bezeichnete ihn später aber als Opportunist.
1697 wandte sich F., unter dem Einfluss der Schriften Jakob Böhmes und unterstützt von Gottfried Arnold, dem Pietismus zu, der stark von dem ihm eigenen Individualismus und seiner Radikalität geprägt war. Die pietistische Vorstellung der Wiedergeburt steigerte er bis zur Selbsterlösung durch substantielle Umwandlung als Folge der Wiedergeburt. Die dogmatische Aussage vom stellvertretenden Leiden Christi (insbesondere in der Form der Satisfaktionslehre) des Anselm von Canterbury wurde ebenso Ziel seiner scharfen Angriffe wie der kirchenfreundliche Pietismus. Dass seine streitbare und zuweilen unflätig-polemische Art daneben der Bekämpfung der Orthodoxie wie dem philosophischen Determinismus galt, versteht sich fast von selbst. Im Mittelpunkt seines Denkens stand die Freiheit des Individuums. Deshalb lehnte er auch den Determinismus Hobbes und Spinozas ab. Seine Radikalität verhinderte seine Berufung auf die 3. theologische Professur in Gießen, für die er vorgeschlagen worden war.
1704 bis 1707 lebte F. in Berlin, wo er als Alchemist versuchte, Silber und Quecksilber in Gold zu verwandeln. Er genoss das Wohlwollen von König Friedrich I. Als er auf Verlangen von Karl XII. 1707 wegen einer Streitschrift gegen Johann Friedrich Mayer (Superintendent in Pommern, das damals schwedisch war) vorübergehend verhaftet wurde, floh er aus Berlin in schwedischer Uniform und hielt sich bis 1714 in Holland auf, wo er in Maarsen (am Kanal zwischen Amsterdam und Utrecht) ein Haus kaufte, das Bürgerrecht erhielt und in Leiden 1711 in Medizin promovierte.
In seinen letzten Lebensjahren lebte er in Berleburg, zeitweise auch direkt im Schloss Berleburg des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Sein Wirken zu dieser Zeit findet auch in den Tagebüchern des Grafen mehrfach Erwähnung.
F. starb am 25. April 1734 auf Schloss Wittgenstein und wurde in der evangelischen Kirche Bad Laasphe, dem Sitz der damaligen Grafen von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein beerdigt.
F. ist der erste Autor, der den Begriff „aufgeklärt“ in die Literatur einbrachte.

Lit.: Voss, Karl-Ludwig: Christianus Democritus – Das Menschenbild bei Johann Konrad Dippel. Ein Beispiel christl. Anthropologie zwischen Pietismus und Aufklärung. Diss. Marburg, 1968; Goldschmidt, Stephan: Johann Konrad Dippel (1673-1734): seine radikalpietistische Theologie und ihre Entstehung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2001.

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