Fingerhut, roter

(Digitalis purpurea), auch Fingerhut, Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Waldglöckchen oder Waldschelle genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Fingerhüte (Digitalis) in der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Der F. ist in Westeuropa sowie im westlichen Süd-, Mittel- und Nordeuropa und in Marokko beheimatet. Nach Nord- und Südamerika wurde er gebietsweise eingeschleppt.
Sämtliche Pflanzenteile sind hochgiftig. 2007 wurde der Rote F. zur Giftpflanze des Jahres gekürt. So wurde er auch lange Zeit mit dem Hexenwesen in Verbindung gebracht. Über Jahrhunderte hinweg sollen Hexen und Kräuterkundige den F. als Zutat für eine Reihe von Getränken verwendet haben, um diese für körperliche und seelische Leiden einzusetzen, aber auch um Giftgemische und Flugsalben zu brauen. Erst der englische Arzt William Withering griff 1775 auf ein altes Familienrezept (zur Behandlung der Wassersucht) zurück und behandelte mit Blättern des F. erfolgreich Wasseransammlungen (Ödeme), die auf eine Herzschwäche zurückzuführen waren.
Die Wirkstoffe des F. sind Herzglykoside, die heute überwiegend aus dem Wolligen Fingerhut gewonnen werden. Herzglykoside regen den geschwächten Herzmuskel an, sich wieder stärker zusammenzuziehen. Im therapeutischen Einsatz von Digitalis steht der die Herzfrequenz senkende Effekt zunehmend im Vordergrund gegenüber der Stärkung der Herzleistung.
Englischen und irischen Sagen zufolge diente der F. dem Elfenvolk als Kopfbedeckung. Böse Feen sollen die Blüten einst den Füchsen als Handschuhe geschenkt haben, damit diese in den Hühnerställen lautlos ihr Unwesen treiben konnten. Die Zeichnung der Blüten soll daher von den Fingerabdrücken der unglückbringenden Feen stammen.

Lit.: Fuchs, Leonhart: New Kreütterbuch. Isengrin, Basel, 1543. Overhamm, Adelheid: Zur Geschichte der Digitalis unter besonderer Berücksichtigung ihrer äußerlichen Anwendung. Jal-Verlag, Würzburg 1976 (= Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie. Band 13).