Fichte, Johann Gottlieb

(* 19.05.1762 Rammenau, Kurfürstentum Sachsen; † 29.01.1814 Berlin, Königreich Preußen), deutscher Erzieher und Philosoph, gilt neben Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel als wichtigster Vertreter des Deutschen Idealismus.
Nach seiner Schulzeit zog F. 1780 nach Jena, wo er an der Universität ein Theologie-Studium begann. Ein Jahr später ging er nach Leipzig, um sich dort durch Nachhilfeunterricht und Hauslehrerstellen sein Studium zu finanzieren, das er aber nicht zum Abchluss brachte. Eine 1788 in Zürich angetretene Stelle als Hauslehrer gab er nach zwei Jahren auf, da er der Auffassung war, dass man, bevor man Kinder erzieht, zuallererst die Eltern erziehen müsse. In dieser Zeit verlobte er sich mit Johanna Marie Rahn (1755-1819), der Nichte des Dichters Klopstock. Anschließend ging er wieder nach Leipzig, wo er 1790 die Philosophie Immanuel Kants kennenlernte, die ihn stark beeindruckte und zu seiner am Begriff des Ich ausgerichteten Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre führte. Im gleichen Jahr besuchte er Kant in Königsberg, wo dieser ihm einen Verleger für seine Schrift Versuch einer Critik aller Offenbarung (1792) verschaffte. F. erhielt daraufhin einen Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Jena (1794-1799) und wurde dort zur Zielscheibe im sog. „Atheismusstreit“. 1805 bekam er den Lehrstuhl für Philosophie in Erlangen und 1810 die Position des Dekans der philosophischen Fakultät. Von 1811-1812 war er Rektor der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität.
Bereits 1789 wurde F. in Zürich in den Freimaurerbund Modestia cum Libertate aufgenommen, in dieselbe Loge, in der auch Johann Wolfgang von Goethe freundschaftlich verkehrte. Am 6. November 1794 ließ er sich als Mitglied der Freimaurerloge Günther zum stehenden Löwen in Rudolstadt annehmen und blieb auch nach seinem Umzug nach Berlin mit den dortigen Freimaurerkreisen verbunden. 1799 traf er auf Ignaz Aurelius Feßler und arbeitete nach seiner Annahme am 17. April 1800 mit ihm an der Reform der Großloge Royal York zur Freundschaft. Am 14. Oktober 1799 hielt er einen Vortrag über „den wahren und richtigen Zweck der Maurerei“. Am 13. und 27. April 1800 gab er mehrere Vorlesungen, die später unter dem Titel Philosophie der Freimaurerei. Briefe an Constant erneuert und veröffentlicht wurden. Doch schon bald kam es zum Streit und F. trat am 7. Juli 1800 aus der Freimaurerei aus, hatte dann aber bei der Entstehung der Gesellschaft der freien Männer bedeutenden Anteil. In Berlin wurde er Mitglied der Deutschen Tischgesellschaft, ab Sommer 1811 deren „Sprecher“.
F. starb am 29. Januar 1814 in Berlin und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof beerdigt. Sein Grabstein trägt einen Vers aus dem Buch Daniel (12,3): „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“

W.: Fichtes Werke. 11 Bände. Hrsg. v. Immanuel Hermann Fichte, Nachdr. der Ausgaben Berlin 1845/46 und Bonn 1834/35, Berlin: de Gruyter, 1971.

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