England

Das angelsächsische Magie-System war deutschen Ursprungs. Die Betreiber von Magie wurden wicca (Frauen wicce) genannt. Wiglaer, eine Kombination von wig, Idol oder Tempel, und laer, lernen, war der Hexenmeister, wicca und wicce galten als Zauberer.
Ihre Tätigkeit wurde vom Gesetz scharf geahndet. Sie wurden auch beschuldigt, Liebestränke zu verwenden. König Knut der Große (ca. 995-1035) erneuerte die Verbote, verbunden mit dem Verbot der Sonnen- und Mondanbetung, der Verehrung von Feuer, Wasser, Steinen und Bäumen. Talismane und Voraussagen aus der Deutung von Sonne, Mond und Träumen waren weit verbreitet. Doch wenngleich Zauberei in den Anfängen Englands in der Literatur nur spärlich aufschien, war sie im Volksglauben, vor allem was die Gesundheit betraf, stark verankert. Die Vorstellung einer Verbindung von Zauberei und Teufel hingegen tauchte erst im 12. Jh. auf.
Der erste Gesetzeserlass des englischen Parlaments gegen Zauberei erfolgte 1542, während der Herrschaft Heinrichs VIII. Zwanzig Jahre später wurde Zauberei vom Parlament als Kapitalverbrechen bezeichnet und mit harten Strafen für Alchimisten und Hexen belegt. 1563 trat unter Elisabeth I. eine neue Gesetzgebung in Kraft, die das Hexenwesen einschränken sollte. Für jene, die des Mordes durch Zauberei für schuldig befunden wurden, galt ab nun die Todesstrafe. Für Hexen und Hexer, die sich weniger schwerer Verbrechen schuldig gemacht hatten, waren Gefangenschaft und Pranger vorgesehen.
Zu den ersten bedeutenden Hexenprozessen kam es 1566. 1604 trat unter Jakob I. ein schärferes Gesetz in Kraft, das bis 1736 Geltung hatte. Nach diesem Gesetz galt der Tod durch Erhängen auch für Ersttäter, wenn maleficia (magische Handlungen) nachgewiesen werden konnten. Auch der Pakt mit dem Teufel, der Umgang mit bösen Geistern, das Ausgraben von Leichen für Zaubereien, das Zubereiten von Liebestränken und das Voraussagen von Orten mit versteckten Schätzen wurde zu einem Schwerverbrechen.

Die schlimmste Zeit der Verfolgung erlebte England unter Matthew Hopkins (ca. 1620-1647), der als selbsternannter Hexenrichter auftrat und in den Jahren 1645/46 in den puritanischen Grafschaften des Ostens eine Schreckensherrschaft einführte. Da die englische Gesetzgebung Schuldbeweise forderte, legten Hopkins und dessen Verbündete großen Wert auf die Nadelprobe, das Teufelsmal und die Beschreibung der Hausgeister. Diese dienstbaren Dämonen, die man in Gestalt von Katzen, Hunden und anderen Haustieren vermutete, waren eine Besonderheit des englischen Hexenwesens.
Hatte man sie nicht des Verrats für schuldig befunden, wurden verurteilte Hexen meist gehängt und nicht wie in Schottland oder auf dem Kontinent auf dem Scheiterhaufen bei lebendigen Leib verbrannt.
In der zweiten Hälfte des 17. Jh. nahm die Hexenmanie ab. Die letzte Todesstrafe wegen Hexerei erfolgte 1684 mit dem Erhängen von Alice Holland, während die letzte Anklage wegen Hexerei 1712 stattfand, jedoch mit Begnadigung endete. Die Menschen fürchteten allerdings im ganzen Land weiterhin die Aktivitäten der Hexen. 1751 z.B. schlug eine wütende Menge Ruth Osborne tot, der man vorwarf, eine Hexe zu sein. Die letzten Bestimmungen zum Hexenwesen wurden vom britischen Parlament 1951 aus dem Gesetzbuch entfernt.
Doch schon vorher kam es seitens der Wissenschaft zu einer neuen Betrachtung des Hexenwesens. Nach dem Sieg der Suggestion über das Fluidum und der folgenden Betonung des Psychischen wurde bei der im 19. Jh. einsetzenden wissenschaftlichen Erforschung des Paranormalen 1882 bei der Gründung der Society for Psychical Research (SPR) in London das Wort „psychisch“ gewählt. Bei den Wissenschaftlern, die sich überhaupt mit paranormalen Phänomenen abgaben, hatte sich die Ansicht durchgesetzt, dass hinter allen paranormalen Phänomenen auch ein psychischer Faktor stehe. Damit wurde allerdings nicht auch schon der Gesamtbereich des sog. Okkultismus abgedeckt, weshalb in England die 1872 gegründete Spiritualist Association of Great Britain (SAGB), die bis heute die spiritualistische Bewegung mit den verschiedenen Formen des Mediumismus und der Jenseitskontakte fördert, weiter bestand.

Lit.: Adams, W.H. Davenport: Witch, Warlock, and Magician. Historical Sketches of Magic & Witchcraft in England and Scotland. London, 1889; Notestein, Wallace: A History of Witchcraft in England from 1558 to 1718. Washington, 1911; Pickering, David: Lexikon der Magie und Hexerei. Bechtermünz Verlag, 1999; Doyle, Arthur Conan: The History of Spiritualism. London: Cassell, 1926.
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