Ekstase

(Griech., Außersichsein), bezeichnet eine innere Erfahrung mit folgenden Merkmalen:

a) Verlust des räumlichen Bezugs zur Realität, verbunden mit der Unfähigkeit, auf die Umwelt zu reagieren;
b) Verlust der Körperempfindung, selbst bei Berührung mit Feuer und scharfen Gegenständen.
c) Das innere Erleben erfüllt die ganze Person, im Extremfall bis zur Levitation.
d) Dieses Außersichsein entzieht sich der bewussten Steuerung.

Die hier genannten Merkmale wurden bei der Untersuchung der Ekstase der Seher von Medjugorje experimentell unter Beweis gestellt: Verlust des Kontaktes zur Umgebung; Fixierung der Szene, wobei die Person mit offenen Augen ins Leere starrt, als ob sie von der Szene selbst betroffen wäre.
Dieser ekstatische Zustand kann verschieden lang andauern und im Einzelnen durch folgende psychophysiologische Merkmale gekennzeichnet sein:
Die Schmerzempfindung ist aufgehoben, Herzfrequenz, Blutdruck und Pupillenerweiterung steigen an. Eine diffuse Hypertonie des orthosympathischen Nervensystems tritt ein, während sich das neurovegetative Nervensystem dem Willen des Individuums entzieht. Damit konnte auch der radikale Unterschied zwischen dem Zustand der Hypnose und der E. unter Beweis gestellt werden.

Psychodynamisch ist die E. als Wachzustand Ausdruck der völligen Inanspruchnahme durch einen psychischen oder geistigen Inhalt, der zu einer fast gänzlichen Unbeweglichkeit, einer Verringerung sämtlicher Beziehungsfunktionen, des Blutkreislaufs und der Atmung führen kann. So sagt Teresa von Ávila: „Es schwindet nämlich alle äußere Kraft, indes die Kräfte der Seele zunehmen, damit diese ihre innere Seligkeit umso besser genießen könne“ ( Das Leben, S. 167).
Diese religiöse Dimension der Erfahrung kann vom Wachzustand der E. zum erhöhten Bewusstseinszustand der Psychostase führen, wo die Person eine ozeanische Entgrenzung erlebt, indem sie sich in eine kosmische Einheit mit der Welt oder mit Gott versenkt und jegliche Kontrolle des Selbst aufhebt. Die Grenzen von Subjekt und Objekt, zwischen Ich und Umwelt lösen sich auf. Teresa von Ávila sagt: „Eine Art der Verzückung besteht darin, dass die Seele, und zwar auch dann, wenn sie nicht im Gebete sich befindet, von einem Worte Gottes, das sie vernimmt, oder an das sie sich erinnert, mächtig betroffen wird“ (Die Seelenburg, S. 141).
Im Gegensatz zur Psychostase ist der erhöhte Zustand der Pneumostase der Bewusstseinszustand der geistigen Begegnung des Selbst mit dem Wesen der lebenden und unbelebten Dinge wie auch mit Gott. Diese Begegnung bedeutet für den Geist eine unbeschreibliche Erfüllung, die von der Überzeugung getragen wird, dass der Geist das Wesen der Welt selbst ergründe und erkenne. In diesem Zustand sieht man nicht, hört man nicht, versteht man nichts mehr, man kann für kurze Zeit sogar das Bewusstsein des eigenen Selbst verlieren. In solchen Momenten kann die Person die Trennung des Geistes von der Psyche erleben. Der Geist löst sich von den Zwängen der Wünsche und erfreut sich der Betrachtung des Pleroma, der Fülle, wobei er den Körper verlässt, der sich in einem Zustand des Scheintodes, der Biostase, befindet. Es handelt sich hier um jene geistige Erfahrung, in der sich dem Geist des Menschen die Unendlichkeit einer absoluten Seligkeit auftut, die in der Unio mystica ihre höchste Vollendung findet. In solchen Momenten kann es sogar zu Levitationen kommen, wovon schon im AT die Rede ist: „Da hob mich der Geist empor und ich hörte hinter mir ein Geräusch… Der Geist, der mich emporgehoben hatte, trug mich fort… So kam ich zu den Verschleppten, die in Telabib wohnten, und ich saß dort sieben Tage lang verstört unter ihnen“ (Ez 3,12-15).
Im Christentum ist von solchem Schweben des Körpers vor allem in der Mystik die Rede, wie bei Josef von Copertino und der bereits genannten Teresa von Ávila, die Folgendes berichtet:
„Mir selbst sind diese Erhebungen oft äußerst unlieb, so dass ich alle meine Kräfte aufbiete, um zu widerstehen, besonders wenn sie, wie das schon einige Mal der Fall war, öffentlich geschehen, aber auch wenn ich allein bin, strenge ich mich oft an, aus Furcht, ich möchte getäuscht werden“ (Das Leben, S. 181).
„Zu anderen Zeiten war es unmöglich; die Seele wurde mir erhoben, und fast immer folgte ihr, ohne dass ich es verhindern konnte, das Haupt, manchmal auch der ganze Körper nach, so dass dieser frei über der Erde schwebte. Letzteres indessen begegnete mir bisher nur selten“ (Das Leben, S. 183).

Nach Eintritt in diesen Zustand des Glücks ist die Seligkeit sehr nahe.

Lit.: Die Seelenburg der heiligen Theresia von Jesu. München/Kempten: Kösel, 1952; Teresa von Ávila: Das Leben der heiligen Theresia von Jesu. Bd. 1. Kempten: Kösel, 21952; Resch, Andreas: Mystik (Imago Mundi; 5). Innsbruck: Resch, 1984; ders.: Die Seher von Medjugorje im Griff der Wissenschaft. Innsbruck: Resch, 2005.

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