Duns Scotus, Johannes

(* um 1265 Duns, Berwickshire/Schottland; † 08.11.1308 Köln), selig (6. Juli 1991, Fest: 8. November), Franziskaner, Philosoph und Theologe.
In Schottland geboren, absolvierte D. dort seine ersten Studien bei den Franziskanern von Haddington. 1282 trat er bei den Minderbrüdern in den Konvent von Dumfries ein, wo er von seinem Onkel, Bruder Elias Duns, dem damaligen Generalvikar des noch jungen, erst kurz zuvor errichteten schottischen Vikariats, empfangen wurde. Im Franziskanerorden brachte D. seine persönlichen Fähigkeiten und spirituellen Gaben zu höchster Vollendung und brillierte dabei durch Scharfsinn und lebhafte Intelligenz.
Am 17. April 1291 weihte ihn Oliver Sutton, Bischof von Lincoln, in der St. Andreas-Kirche in Northampton zum Priester. Etwa zwei Jahre studierte D. dann in Oxford, bevor er 1293 nach Paris geschickt wurde, wo er u.a. Gonsalvus Hispanus zum Lehrmeister hatte.
Nach Erlangung der ersten akademischen Grade begann er in Paris zu unterrichten. 1297 kehrte er nach England zurück, wo er möglicherweise auch in Cambridge lehrte. Im Juli 1300 kommentierte er in Oxford das Sentenzenwerk des Petrus Lombardus,
Sententiarum libri IV. 1301 ging Scotus wiederum nach Paris und arbeitete dort in den Jahren 1302/03 weiter an seinem Kommentar. Nach dem Erwerb des Bakkalaureats an der Pariser Universität musste er die französische Hauptstadt 1303 verlassen, weil er in einem Konflikt zwischen dem französischen König Philipp dem Schönen und Papst Bonifatius VIII. den Papst unterstützte und am 25. Juli desselben Jahres seine Unterschrift für die Einberufung eines allgemeinen Konzils zur Absetzung des Pontifex verweigerte.
Während seines Exils, das kaum ein Jahr dauerte, lehrte Scotus weiterhin in Oxford. Schließlich konnte er aufgrund eines Empfehlungsschreibens des Generalministers der Franziskaner, Gonsalvus Hispanus, vom 18. November 1304 an das Professorenkollegium für Theologie der Pariser Universität wieder nach Paris zurückkehren und promovieren. 1305 folgten die Kooptierung und die Beauftragung als „magister regens“ des franziskanischen Studiums. Nach Abschluss des Trienniums musste Scotus die Universität von Neuem verlassen, teils aus politischen Gründen, teils weil einige Gegner Zweifel an seiner Theologie geäußert hatten. Der Generalminister der Franziskaner schickte ihn daraufhin nach Köln, wo er eine Zeitlang lehrte, bevor er am 8. November 1308 mit nur 43 Jahren während des Unterrichts verstarb. Wenngleich es Johannes Duns Scotus durch seinen vorzeitigen Tod versagt blieb, seine Ideen besser darzulegen, konnte nicht verhindert werden, dass sein inzwischen anerkannter Genius die Zeiten überdauerte.
Sein literarisches Schaffen kann in Umfang und Qualität mit dem der großen Geister der Scholastik verglichen werden. In der kurzen Spanne seiner wissenschaftlichen Tätigkeit verfasste er zahlreiche philosophische Arbeiten, in erster Linie Kommentare und Abhandlungen zur aristotelischen Philosophie, unter denen
De primo rerum omnium Principio besonders hervorsticht. Die vollständige Ausgabe seines Werkes in zwölf Bänden erschien 1639 bei Lucas Wadding in Lyon, doch hat die moderne Kritik den Katalog der Veröffentlichungen stark entrümpelt, wobei sie Scotus mit Sicherheit die Quaestiones in IV libros Sententiarum zuschreibt, besser bekannt als Opus Oxoniense seu Ordinatio, sowie die Reportatio bzw. zum gleichen Thema das Opus Parisiense; ebenso die Quodlibetalia, die Collationes, De primo principio und die Theoremata; zahlreiche Kommentare zu den Arbeiten über die Logik des Aristoteles und des Porphyrius, darunter De anima und Metaphysica. Umstritten ist die Authentizität der großen Apologie über franziskanische Armut, De perfectione statuum. Als Hauptwerk gilt somit die Ordinatio, auf die er sein ganzes Herzblut verwandte, ohne dass es ihm gelang, noch letzte Hand anzulegen. Es waren letztlich seine Schüler, welche die unvollendeten Werke des Meisters zu Ende brachten.
Das Grab des Seligen befindet sich in der Minoritenkirche am Kolpingplatz in Köln, Deutschland.

W.: Opera omnia, quae hucusque reperiri potuerunt/Duns Scotus, Johannes. Lugduni: Laurentius Durand, 1639.
Lit.: Resch, Andreas: Johannes Duns Scotus, i
n: Ders.: Die Seligen Johannes Pauls II. 1991-1995. Innsbruck: Resch, 2008.
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