Duncan, Helen Victoria

(* 25.11.1897 Callander, Pertshire; † 06.12.1956 Edinburgh), schottisches, in der Beurteilung umstrittenes Materialisationsmedium; 1916 Heirat mit Henry Duncan, einem verwundeten Kriegsveteranen, Mutter von sechs Kindern, die im Laufe ihrer medialen Tätigkeit des Öfteren wegen angeblichen Betrugs mit den Behörden in Konflikt kam. Während des Zweiten Weltkriegs lebte D. in Portsmouth, der Heimat der Royal Navy. Dort zeigte sich in einer Séance das Phantom eines Matrosen, der von sich behauptete, mitsamt seiner Mannschaft ertrunken zu sein, nachdem sein Schiff, die H.M.S. Barham, mit über 800 Besatzungsmitgliedern am 25.11.1941 von deutschen Torpedos zerstört worden war. Die Nachricht wurde jedoch zunächst geheim gehalten und erst später veröffentlicht. Maurice Barbanell, Redakteur der Psychic News, kontaktierte daraufhin ahnungslos die Admiralität, warum man denn die Mutter nicht über den Tod ihres Sohnes informiert habe. Der britische Geheimdienst war wütend darüber und betrachtete das Medium als eine Gefahr, vor allem hinsichtlich der bevorstehenden Landung in der Normandie. Im Jänner 1944 wurde D. verhaftet und zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Sie gilt als vorletzte in England als ‚Hexe‘ verurteilte Person aufgrund eines Gesetzes von George II. aus dem Jahre 1736 (Witchcraft Act), das erst 1951 aufgehoben wurde. 1954 wurde seitens des Parlaments sogar der Spiritismus (spiritualism) als Religion in England anerkannt. Gegen den Vorwurf, dass D. selbst auf betrügerische Weise die Materialisationen imitiert hätte, spricht das Materialisationsphantom von Albert, der hochgewachsen und schmal erschien, während Duncan selbst von kleiner Gestalt und untersetzt war. 1956 wurde sie während einer Materialisationssitzung erneut wegen des Verdachts betrügerischer Aktivität verhaftet. D. starb jedoch fünf Wochen später, bevor sie strafrechtlich verfolgt werden konnte. Ihre Anhänger gaben daher der Polizei die Verantwortung für ihren frühen Tod.

NB: Nach D. wurde im gleichen Jahr ebenfalls nach dem genannten Gesetz Jane Rebecca Yorke verurteilt – angesichts ihres hohen Alters jedoch nur zu einer Geldstrafe.

Lit.: Bechhofer Roberts, C.E. (Hrsg.): The Trial of Mrs. Duncan. London/New York: Jarrolds1945; West, D.J.: The Trial of Mrs. Duncan. PSPR 48 (1946), 32-64; Edmunds, Simeon: Spiritualism: A Critical Survey. London: Aquarian Press, 1966; Crossley, Alan E.: The Story of Helen Duncan. Stockwell: Ilfracombe, 1975; Cassirer, M.: Helen Victoria Duncan: A Reassessment. JSPR 53 (1985), 138-144.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.