Dualismus

(Lat. dualis, zwei enthaltend), philosophische Idee, die Welt aus dem Gegensatz zweier Prinzipien oder Substanzen zu erklären.
Der Begriff wurde im Jahre 1700 von dem englischen Sprachwissenschaftler Thomas Hyde in Historia religionis veterum Persarum verwendet, um den Konflikt zwischen Gut und Böse (Omazd und Ahriman) im Zoroastrismus zu beschreiben. Er wurde dann für viele religiöse Dualismen gebraucht, materiell und spirituell (im Manichäismus), Yin und Yang (China), Leib und Seele, Leben und Tod. Hinzu kommen die Gegensätze menschlicher Erfahrung wie rechts/links, männlich/weiblich, passiv/aktiv, oben/unten, gut/böse, licht/dunkel usw.
Der philosophische D. findet sich in der Lehre der Pythagoreer von der Konstitution der Wirklichkeit aus Gegensätzen, in Platons Philosophie von Leib und Seele wie seiner Ideenlehre. In der indischen Philosophie vertritt das Samkhya einen D. von Materie und Geist. Der kartesische D. unterscheidet zwischen materiell ausgedehntem Körper (res extensa) und dem immateriellen, nicht ausgedehnten und denkenden Bewusstsein des Menschen (res cogitans). Diesem Substanzdualismus von Descartes stellt man in der analytischen Philosophie einen Eigenschaftsdualismus gegenüber, der besagt, dass Bewusstseinserfahrungen Eigenschaften enthalten, die in physischen Eigenschaften nicht logisch enthalten sind.
In der Physik wird mit D. die gleichermaßen mögliche Deutung von Phänomenen als Welle und Teilchen erfasst.

Lit.: Vierkandt, Alfred: Der Dualismus im modernen Weltbild. Berlin [-Charlottenburg]: Pan-Verlag, 1923; Pétrement, Simone: Le dualisme chez Platon, les gnostiques et les manichéens. Brionne: Monfort, 1982.
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