Drusen

(Arab. durūz, Singular durzī), islamisch-gnostische, religiös-ethnische Gruppe im Libanon, in Syrien und Israel, die im frühen 11. Jahrhundert in Ägypten als Abspaltung der ismailitischen Schia entstand. Der Name geht auf den Türken Darazī zurück, der 1017 in Überspitzung schiitischer Ideen den fatimidischen Kalifen Al-Ḥākim als letzte Inkarnation Gottes erklärte. Der 1021 verschwundene Kalif werde am Ende der Zeiten wiederkehren und seine Anhänger zum Sieg führen.
Der eigentliche Theoretiker ist Ḥamza ibn‘Alī, dessen Schriften den wesentlichen Anteil des 111-teiligen Drusen Kanons bilden.
Der Koran und die Evangelien gelten bei den D. als Glaubensnorm. Der ewige Gott schuf Licht und Finsternis. Aus dem Licht entsprang ihr Prophet Ḥamza und aus seinem Licht entstanden vier Geister. Aus der Finsternis kamen der Teufel und die vier Gefährten Mohammeds.
Folgende sieben Grundsätze von Ḥamza bildeten schon früh ein enges Gruppenbewusstsein: Wahrheitstreue, Gegenseitigkeit, Verzicht auf frühere Kulte und Lehren, Ablehnung des Teuflischen, Bekenntnis zur steten Verkündigung der Einheitslehre, Anerkennung aller Taten Gottes, Unterwerfung unter seinen Willen.
Die Seele kann in der Seelenwanderung bis zur Auflösung aufsteigen oder in einen Tierleib sinken. Die tieferen Mysterien sind nur den ‘āqil genannten Männern und Frauen bekannt, die etwa 15% der D. ausmachen.

Lit.: Wolff, Philipp: Die Drusen und ihre Vorläufer. Leipzig: Vogel, 1845; Hitti, Philip Khuri: The Origins of the Druze People and Religion: with Extracts from their Sacred Writings. New York, 1951; Firro, Kais M.: A History of the Druzes. Leiden: Brill, 1992; Lang, Tobias: Die Drusen in Libanon und Israel. Berlin: Schwarz, 2013.
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