Drittes Auge

Bezeichnung der Fähigkeit, Dinge zu sehen, die dem normalen Auge verborgen und dem Wissenden verschollen sind oder von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geheim gehalten werden. Dieser Blick ins Verborgene erfolgt meist in Form von Visionen bei veränderten Bewusstseinszuständen wie Luzidität und Ekstase, aber auch ganz einfach in einem inneren Wahrnehmen von Inhalten. So werden Menschen mit dem D. A. oft auch als Seher bezeichnet.
Im Hinduismus wird das Ajna Chakra D. A. genannt. Es befindet sich auf der Stirn des Menschen in der Mitte zwischen den Augenbrauen und gilt als der Hauptsitz übernatürlicher Kräfte.
Im Buddhimsus ist das D. A. ein Symbol der Erleuchtung, was in der buddhistischen Ikonographie mit einem Punkt auf der Stirn der erleuchteten Gestalt dargestellt wird.
In biologischer Deutung wird die Zirbeldrüse (Epiphyse) als D. A. bezeichnet, da sie für den Tag- und Nachtrhythmus zuständig sei.
H.P. Blavatsky nennt vierarmige menschliche Geschöpfe in den frühen Tagen der Mann-Frauen (Hermaphroditen) mit einem Kopf, aber drei Augen, Rassen mit dem D. A. Dieses befand sich auf der Hinterseite des Kopfes.
Die Wissenschaft begann sich erst 1872 für das D. A. zu interessieren, als der deutsche Zoologe Franz Leydig eine Eidechse mit einem dritten Auge entdeckte. Inzwischen hat sich gezeigt, dass eine erstaunliche Zahl von Wirbeltieren über bis zu zwei zusätzliche Augen verfügt.
Im übertragenen Sinn wird das D. A. auch als energetische Verbindung zu Weisheit und Erkenntnis verstanden, die vor allem beim Seher zum Tragen komme.

Das Interesse am D. A. lässt sich an den Beispielen der Zyklopen in Homers Odyssee, der Schwester „Dreiäuglein“ in den Grimmʼschen Märchen und dem schon erwähnten hinduistischen D. A. der Erleuchtung zurückverfolgen.

Lit.: Blavatsky, H.P.:Die Geheimlehre: die Vereinigung von Wissenschaft, Religion und Philosophie. Den Haag, NL: J.J. Couvreur, [1899]; Fischer, Hanns: Der Weg ins Unbetretene. Breslau: Dr. Hermann Eschenhagen, 1935; Roney-Dougal, Serena: Where Science and Magic Meet. Shaftesbury: Element Books, 1991.
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