Driesch, Hans Adolf Eduard

Prof. Dr. (* 28.10.1867 Bad Kreuznach; † 16.04.1941 Leipzig), Biologe, Psychologe, Naturphilosoph, Parapsychologe und Theosoph.
D. habilitierte sich 1909 in Heidelberg für Naturphilosophie, wurde 1919 Ordinarius für Philosophie in Köln und 1921 in Leipzig bis zu seiner Emeritierung 1934. Er gehörte in Deutschland zu den Pionieren auf dem Gebiet der Parapsychologie. 1926-1927 war er Präsident der Society for Psychical Research.
Der von ihm begründete Vitalismus (lat. vita, Leben) vertritt die Ansicht, dass Leben nicht allein aus chemischen und physikalischen Kräften erklärt werden könne, sondern eine grundlegende biologische Kraft darstelle, die nach Aristoteles als Entelechie, eine den Lebewesen innewohnende Fähigkeit, sich selbst als Lebewesen zu vollenden, zu bezeichnen sei.
Bereits in seiner Philosophie des Organischen (1905) spricht D. davon, dass den paranormalen Phänomen Realität zukomme. Seine Ordnungslehre (2. Aufl. 1926) enthält ein Kapitel über Parapsychologie und Paraphysik, das in seinen Grundproblemen der Psychologie näher ausgestaltet wird. Nach D. sind die mediumistischen Phänomene nicht lediglich Halluzinationen, sondern hängen vom Körper des Mediums ab. Das Einwirken von Geistwesen hält er hingegen für nicht erwiesen. 1929 plante D. die Gründung einer Deutschen Gesellschaft für psychische Forschung. Gegenüber haltlosen Spekulationen ließ er nur empirisch nachprüfbare Phänomene gelten.
Seine Parapsychologie, die Wissenschaft von den „okkulten“ Erscheinungen (1932) ist nach Hans Bender ein Wegweiser auf diesem Gebiet. D. arbeitete mit den Medien Willi und Rudi Schneider zusammen, an deren Medialität er keinen Zweifel hegte.

W.: Der Vitalismus als Geschichte und als Lehre. Leipzig: Barth, 1905; Philosophie des Organischen, 2 Bde. Leipzig, 1909; Zur Lehre von der Induktion. Heidelberg: Winter, 1915; Leib und Seele. Leipzig: Reinicke, 1916; Ordnungslehre. Jena, 1922; Grundprobleme der Psychologie. Leipzig: E. Reinicke, 1926; Parapsychologie – die Wissenschaft von den okkulten Erscheinungen; München, 1932, 31953 hrsg. v. H. Bender, 1967; Alltagsrätsel des Seelenlebens. Stuttg., 1938; Parapsychologie. Zürich: Rascher, 1943.
Lit.: Zeller, Gustav: Die Bedeutung der Parapsychologie für Drieschs Metaphysik.
 Zeitschrift für Parapsychologie (1927), 578-582; Wenzl, A. (Hg): H. Driesch – Persönlichkeit u. Bedeutung. Basel, 1951; Waldrich, Hans-Peter: Grenzgänger der Wissenschaft. München: Kösel, 1993.
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