Dreizehn

(Engl. thirteen), in vielen Kulturen mit Duodezimalsystem eine Unglückszahl, weil sie die vollkommene Zwölf übersteigt. Die Babylonier verbanden die D. zwar mit dem Unterweltgott Nergal, aber wie bei allen orientalischen Völkern war sie auch eine Glückszahl, die neue Aktivitäten ankündigte. Die Juden betrachteten sie als heilige Zahl. So werden im AT 13 Städte genannt, die das Geschlecht des Aaron erhält. 13 Jahre baute Salomon am Palast. 13 Ellen lang war das Tempeltor und mit 13 Jahren wird ein jüdischer Jüngling religiös mündig. In der Gnosis führt der 13. Äon zur Vollendung. Die Kabbala erwähnt 13 himmlische Quellen und 13 Tore der Gnade. In der etruskischen Götterlehre werden die 6 Götterpaare durch Hinzunahme eines 13. Gottes, des Himmelsgottes Tin, zur Einheit.
Der negative Aspekt der D. findet sich hingegen in China, wo früher nach einigen Mondjahren (mit 12 Mondmonaten) ein 13. Monat angeschlossen werden musste, dem man den Namen „Herr der Bedrängnis“ gab. Beim Letzten Abendmahl saßen 13 bei Tisch, einer davon verriet Jesus. Beim germanischen Göttermahl waren nur zwölf geladen, bis der streitbare Feuergeist Loki hinzutrat und als Dreizehnter für allerlei Wandel sorgte.
Nach europäischem Volksglauben bringt die D. Unglück. Die Wurzeln dieses Aberglaubens sind weiterhin unbekannt. So ist der Aberglaube „dreizehn bei Tisch“ im gesamten deutschen Sprachraum, in Frankreich und Südeuropa bezeugt. In Paris führte er an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zum Beruf des Quatorzième, eines Mannes, der bereit war, als Vierzehnter ein Diner zu besuchen.
Das Thema wurde auch literarisch aufgegriffen, so von Agatha Christi in ihrem 13. Kriminalroman „Dreizehn bei Tisch“ (1933).

Lit.: Die geheimnisvolle Zahl Dreizehn! [Texte imprimé]: Merkwürdige Prophezeiungen des 104-jährigen Alpenschäfers Hanns Tob[ias] Velten über die wichtige Zukunft der ereignisvollen Jahre 1865 bis 1877. Ed. Fischhaber, 1865; Boeklen, Ernst: Die „Unglückszahl“ Dreizehn und ihre mythische Bedeutung. Leipzig: Hinrichs, 1913.
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