Drachenblut

Rotes Harz, das aus drei verschiedenen Pflanzen gewonnen werden kann: aus einer ostindischen bzw. westindischen Palmenart und aus dem kanarischen Drachenbaum. Man erkannte seine Heilkraft schon sehr früh und empfahl D. bei verschiedenen Leiden, z.B. bei dem gefürchteten Blutfluss, bei Nasenbluten, Blutspeien, bei der Roten Ruhr, beim Kalten Brand, bei Epilepsie, offenen Geschwüren und Wunden sowie bei Zahnfleischentzündungen und Zahnausfall. In die Volksmedizin wurde D. jedoch erst spät aufgenommen. Es war der niederländische Gelehrte Carolus Clusius (1526-1609), der in seiner „Spanischen Flora“ (1576) darauf aufmerksam machte.
D. wurde insbesondere auch für magische Zwecke, z.B. magische Räucherungen, verwendet und spielt in der germanischen Mythologie in Zusammenhang mit der Gestalt des Sigurd/Siegfried eine bedeutende Rolle. D. ließ ihm einen Panzer aus Hornhaut wachsen. Nach der Nibelungensage badete Sigurd in Drachenblut und nur an jener Stelle, wo ein Blatt auf seine Schulter fiel, blieb er verwundbar.

Lit.: Caroli Clausii Atrebat: Rariorum aliqot stirpium per Hispanias observatarum Historia. Antwerpen: C. Plantin, 1583; Grabner, Elfriede: „Drachenblut“ als Heilmittel: Volksmedizinisches und Kulturhistorisches um das „Sanguis Draconis“ bei Carolus Clusius. Burgendländische Forschungen. Sonderheft V. Eisenstadt, 1973; dies.: Krankheit und Heilen: eine Kulturgeschichte der Volksmedizin in den Ostalpen.Wien: Österr. Akademie d. Wissenschaften, 1997.
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