Douceline von Digne

(* 1214/15 Digne in der Provence; † 01.07.1274 Marseille), als Volksheilige verehrte Mystikerin, Ekstatikerin und Visionärin mit der Gabe der Weissagung und Levitation.
D. trat zunächst in Genua unter dem franziskanischen Einfluss ihres Bruders Hugo in einen Klarissen-Konvent ein. Nach einer Erscheinung gründete sie 1240 eine Gemeinschaft von Beginen in Hyères bei Toulon und um 1255 eine weitere in Marseille, wohin sie zuvor ihrem Bruder gefolgt war. Sie lebte in strenger Askese unter Gebet, Fasten und Selbstkasteiung und achtete in ihrer Gemeinschaft auf strenge Zucht, wobei sie mit Körperstrafen sehr rasch zur Hand gewesen sei, wie die Verfasserin ihrer altprovenzalischen Lebensbeschreibung vermerkt. Dem Vorbild des hl. Franz von Assisi folgend, trug sie ständig einen Strick um den Leib.
Bei verschiedenen Anlässen erlebte D. gegen ihren Willen Ekstasen und verfügte zudem über die Gabe der Weissagung und der Levitation. Ein besonderer Auslöser für tagelange Ekstasen war der Eucharistieempfang.
Obwohl D. und ihr Bruder den millenaristischen Ideen des Joachim von Fiore anhingen, wurde sie nach deren Verurteilung desselben 1255 durch Papst Alexander IV. nicht behelligt.
Sie starb in Marseille und fand dort in der Franziskanerkirche an der Seite ihres Bruders ihre letzte Ruhe. An beiden Gräbern sollen sich mehrere Wunder ereignet haben. Beim Abbruch der Kirche 1524 übertrug man ihre Gebeine in die Kathedrale von Marseille. Als deren Westteil 1857 für den Bau der neuen Kathedrale abgetragen wurde, setzte man die dort gefunden Überreste früherer Bischöfe und wohl auch jene von D. und Hugo in den Altären der neuen Bischofskirche bei. 1970 wurde in Hyères die ihr gewidmete Kirche Saint-Douceline eröffnet.

Lit.: Gout, Raoul: La Vie de Sainte Douceline. Übersetzung ins Französische. Paris: Bloud & Gay, 1927; Sisto, Alessandra: Figure del primo francescanesimo in Provenza. Ugo e Douceline di Digne. Florenz: L.S. Olschki, 1971.
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