Doppelaxt

(Lydisch labrys, griech. pelekus, lat. bipennis, ital. bipenne, ascia doppia, engl. labrys), Axt mit zwei spiegelbildlich am Schaft befestigten Schneiden. Die D. tritt als Attribut verschiedener kleinasiatischer Gottheiten auf. Im 5. vorchristlichen Jahrtausend erscheint sie als glückbringendes Element in Arpachia im nördlichen Mesopotamien.
Eine besondere Stellung nimmt die D. in der minoischen Religion ein. Von labrys leitet sich wohl auch das kretische Labyrinthos her. Denn Darstellungen der D. an Mauern des Palastes von Knossos auf Kreta symbolisierten den Griechen zufolge jenes labyrinthische Bauwerk des Daidalos, in dem der Minotauros gefangen war.
Die D. kann sowohl einem männlichen als auch einem weiblichen Fruchtbarkeitskult zugeordnet werden. So trugen in der griechischen Mythologie die Amazonen eine sog. „Amazonenaxt“.
In der Neuzeit wurde die D. zum Symbol des französischen Vichy-Regimes und des griechischen Faschismus. Außerdem hielt sie Einzug in neureligiösen Wicca-Kulten und im hellenistischen Neuheidentum. Nicht zuletzt wurde sie in neuerer Zeit auch zum Sinnbild der Lesben und Feministinnen, meist als Verkörperung der Weiblichkeit (Labien).

Lit.: Robert, Carl: Daidalos 1, in: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE), Bd. IV, 2. Stuttgart, 1901, Sp. 1994-2006; Schweitzer, Bernhard: Kretisch-Mykenische Religion. Tübingen: Mohr [ca. 1929]; Kerényi, Karl: Die Mythologie der Griechen. Stuttgart: Klett-Cotta, 2013.
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