Dike

(Griech., Gerechtigkeit; lat. Astraia, Astraea), griechische jungfräuliche Göttin und Personifikation der Gerechtigkeit der Natur und des geordneten Kreislaufs der Jahreszeiten.
D. ist eine der drei Hórai und gilt als Tochter des Zeus und der Themis sowie als Schwester von Eunomia und Eirene. Als Hore ist sie eine kosmische Ordnungsmacht, die Unrecht aufspürt. Sie schützt die Satzung der Polis, die sie verlässt, wo Rechtschaffenheit, Gerechtigkeit und Rechttun missachtet werden. Sie meldet ihrem Vater jeden Frevler, damit dieser der gerechten Strafe zugeführt werden kann. Als Beisitzerin des Zeus vollstreckt sie seine Sprüche. Nach den Orphikern waltet sie auch als Totenrichterin am Hadestor.
Nach Parmenides hat D. die Schlüssel zum Tor zwischen Tag und Nacht.
Nach einer anderen Überlieferung entfloh D. im 5. Weltalter, dem sog. eisernen Zeitalter, als die Menschen die Gesetze nicht mehr achteten, in den Himmel, wo sie zum Sternbild der Jungfrau wurde, von den Römern Astraea genannt.

Lit.: Ehrenberg, Victor: Die Rechtsidee im frühen Griechentum. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1966, unveränd. reprograf. Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1921; Hirzel, Rudolf: Themis, Dike und Verwandtes. Hildesheim: Olms, 1966.
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