Dietersheim, Spuk von

In D., einem Dorf in Mittelfranken/Deutschland, bemerkte eine Magd, die im Herbst 1920 im Bauernhof Reizlein beschäftigt war, ein Geräusch, als ob Kiesel ans Fenster fliege. Stiefel, Schuhe, Röcke, Handschuhe, Äpfel, Brot, Kartoffeln, Rüben und verschiedene andere Gegenstände gerieten in Bewegung, vor allem wurden sie ans Fenster geworfen. Dies geschah immer im Zusammenhang mit der Magd, wenn sie das Kind bei sich hatte, sodass man dieses schließlich als Spukperson hinstellte. Bald nahm sich auch die Presse des Falles an und Fachleute stellten sich ein, darunter Dr. Josef Böhm und der Bezirksarzt Dr. Schmitzlein. Neben leichten Gegenständen bewegten sich auch solche mit einem Gewicht von 1½ Kilogramm.
Bruno Grabinski bemerkte bei seinem Besuch am 13. Dezember 1920, dass sich ein Tischchen ohne Berührung nur dann am Boden fortbewegte, wenn die neunjährige Sophie Felch in der Nähe saß. Dies fand auch darin eine Bestätigung, dass in Wohnräumen von drei anderen Anwesenden gleichermaßen Gegenstände wie mit Gewalt geworfen durch die Luft flogen, wenn sich das Kind ohne Mutter dort aufhielt. Der Bürgermeister beteuerte, das Mädchen bei einer Wurfbewegung ertappt zu haben, womit es zur Betrügerin abgestempelt wurde. Sein Vormund reichte daraufhin wegen Verdächtigung und Beleidigung der Kleinen Klage ein. Die Wurfbewegung des Kindes wurde dann zwar als wahr unterstellt, ein Wurf selbst konnte aber nicht nachgewiesen werden, weshalb man die Beleidiger zu einer Geldstrafe verurteilte, was indirekt wiederum als Bestätigung der Spukvorgänge aufgefasst werden konnte.

Lit.: Grabinski, Bruno: Spuk- und Geistererscheinungen oder was sonst? Hildesheim: Franz Borgmeyer, 1922; Buchner, Eberhard: Von den übersinnlichen Dingen: ein Führer durch das Reich der okkulten Forschung. Leipzig: Felix Meiner, 1924; Das Wunder. Zeitschr. für Astrologie, Okkultismus, Magie, Spiritismus und verwandte Gebiete (1929), Heft 3.
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