Deszendenztheorie

(Lat. descendere, absteigen, abstammen), Abstammungslehre.
Nach der D. haben sich alle Lebewesen einschließlich des Menschen aus einer oder wenigen Urformen entwickelt dies im Gegensatz zur Schöpfungs- und Typentheorie, wonach die Gattungen und Arten einmal geschaffen wurden und seitdem unveränderlich sind.
Die D. wurde zuerst von Jean Lamarck in der Philosophie der Zoologie (1809), dann vor allem von Charles Darwin (1809-1882) mit seinem Hauptwerk On the Origin of Species vertreten, in dem er die gemeinsame Abstammung aller Lebewesen durch Evolution, Artenbildung als Populationsphänomen und die natürliche Selektion als rein materialistisch-mechanistische Erklärung des gesamten Evolutionsprozesses betont. Thomas Huxley wandte diese Gedanken kurz darauf erstmals auf den Menschen an. Ernst Haeckel (1834-1919) und der einflussreiche Wilhelm Ostwald (1853-1932) erhoben sie zum wissenschaftlichen Dogma.
Inzwischen ist die D. sicherer Bestandteil des naturwissenschaftlichen Weltbildes geworden, wenngleich die Frage nach der zugrunde liegenden steuernden Information unbeantwortet bleibt.
Aus diesem Grund werden auch die paranormalen Erfahrungen, die Arthur Schopenhauer (1788-1860) aus philosophischer Sicht für die wichtigsten Erfahrungen überhaupt hält und mit denen sich William James (1842-1909) Jahrzehnte hindurch beschäftigte, kaum mehr beachtet.

Lit.: Haeckel, Ernst: Die Welträtsel. Bonn: Strauß, 1899; Darwin, Charles: On the Origin of Species. Bielefeld: Velhagen & Klasing, 1926; James, William: Address of the President before the Society for Psychical Research, 1986; Schopenhauer, Arthur: Parerga und Paralipomena. Frankfurt a.M.: Zweitausendeins, 2010.
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