Daidalos

Abgeleitet von griech. daidallein, kunstvoll arbeiten, der Kunstfertige; lat. Daedalus; nach der griechischen Mythologie Sohn des Metion, der ein Sohn des Königs Erechtheus von Athen war, und der Iphinoe. D. war ein hervorragender Künstler und Baumeister aus Athen, „Erfinder“ des Kunsthandwerks und Vater des > Ikarus.
Als sein Neffe Talos die Töpferscheibe, die Säge und den Zirkel erfand, stürzte ihn D. aus Eifersucht die Akropolis hinunter. Daraufhin vom Areopag verurteilt, floh er zu König Minos nach Kreta. Dort erstellte er viele Kunstwerke, darunter die berühmte hölzerne Kuh der Pasiphäe, durch die diese den > Minotaurus empfing, für den D. das > Labyrinth mit seinen zahlreichen Irrgängen baute. Als Minos erfuhr, dass D. seiner Tochter > Ariadne den Rat gegeben hatte, > Theseus bei seiner Ankunft in Kreta mit einem Garnknäuel zu versehen, mit dem er den Rückweg aus dem Labyrinth finden konnte, sperrte er ihn samt seinem Sohn Ikarus in das Labyrinth. D. fertigte nun für sich und Ikarus Flügel aus Federn, die er mit Wachs in hölzerne Gerippte einsetzte, und floh so aus dem Labyrinth. Sein Sohn, der in jugendlichem Übermut trotz Warnung des Vaters der Sonne zu nahe kam, sodass das Wachs schmolz, stürzte ins Meer, das seither das Ikarische Meer genannt wird. D. hingegen erreichte Sizilien, wo er von König Cocalos freundschaftlich aufgenommen wurde. Dieser lehnte die Auslieferung an Minos ab, suchte er doch den künstlerischen Geist des D. zu nutzen. So entstanden die unbezwingbare Festung bei Agrigent, in welcher der König seine Schätze aufbewahrte, die natürlichen Dampfbäder in einer Höhle bei Selinus, der Tempel der Venus auf dem Gipfel des Berges Eryx usw. D. stand bis zu seinem Tod in der Gunst des Königs.
Die Erzählung von D. und Ikarus hat nicht nur die bildende Kunst und die Literatur, sondern auch das Ballett vielfach inspiriert.

Lit.: Eulenberg, Herbert: Ikarus und Daedalus. Leipzig: Rowohlt, 1912; Maier, Friedrich: Ovid: Dädalus und Ikarus. Bamberg: Buchner, 21989.
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