Dämonisch, das Dämonische

Wirkung einer unheimlichen Kraft, die das normale Menschenmaß im Positiven wie im Negativen übersteigt.
Für Goethe ist es eine das Welt- und Naturgeschehen lenkende Schicksalsmacht (Dichtung und Wahrheit, IV, 20), für Sokrates die innere Stimme, die ihn von dem abhielt, was er nicht tun sollte. Nach Hegel steht das > Daimonion „in der Mitte zwischen dem Äußerlichen der > Orakel und dem rein Innerlichen des Geistes; es ist etwas Innerliches, aber so, dass es als ein eigener > Genius, als vom menschlichen Willen unterschieden vorgestellt wird“ (Vorlesungen über d. Gesch. d. Philos. Jubiläums-A. 18, 99).
S. Kierkegaard deutet das D. als das von der Gesellschaft ausgeschlossene, als eine Existenz, die kein Verhältnis mehr zu Gott hat bzw. der religiösen Existenz geradezu entgegengesetzt ist. Und P. Tillich versteht das D. als metaphysische Perversion.
Das D. wird aber auch als von einem Dämon beherrschte und bewirkte Kraft verstanden, die das Wohlergehen stört, die Freiheit einschränkt und das Heil zu verhindern sucht.

Lit.: Tillich, Paul: Das Dämonische. Tübingen: J.C.B. Mohr (P. Siebeck), 1926; Muschg, Walter: Goethes Glaube an das Dämonische. Olten: Vereinigung Oltner Bücherfreunde, 1958; Kierkegaard, Søren: Der Begriff Angst. Hamburg: Meiner, 2005; Birk, M./Eicher, Thomas: Stefan Zweig und das Dämonische. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2008.
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