D. (griech. daimogorgon, Erdgeist), der Erdgeist, der alle materiellen Dinge geschaffen hat, Himmel, Erde, Meer und alles, was darin ist. Seinen Namen durfte man allerdings nicht aussprechen, wie Statius bemerkt (Stat. Theb. IV, 516).
Man stellte sich D. als einen mit Moos bedeckten Greis vor, der im Innern der Erde wohnte und die Ewigkeit und das Chaos zu Gefährten hatte. Zur Abwechslung formte er sich eine Kugel, erhob sich damit in die Luft, umgab die ganze Erde und formte so den Himmel. Daraufhin zog er aus der Erde entflammten Kot, mit dem er die Welt erleuchtete und auf diese Weise die Sonne schuf, die er mit der Erde vermählte – woraufhin die Nacht und der > Tartarus geboren wurden, wie Boccaccio mit Berufung auf Theodontius, dessen Werk verschollen ist, schreibt oder erfunden hat.
D. galt auch als der Vater aller Götter, ohne selbst einen Ursprung zu haben. Zu seinen vielen Kindern werden u.a. die > Zwietracht, der > Pan, die drei > Parzen und der > Erebos gezählt.
Die Vorstellung, dass aus der Erde Himmel und Meer entstanden sind, findet sich ebenso bei > Gaea, die den > Uranos und den > Pontos gebar.
Lit.: Giovanni Boccaccio: Genealogie Deorum Gentilicum Libri, Vol. X and XI of his Opere. Bari, 1951; Statius, Publius Papinius: Der Kampf um Theben. Würzburg: Königshausen und Neumann, 1998.