Crandon, Mina Stinson

Bekannt als „Margery“ (*1888 Ontario/Kanada als Mina Stinson; † 1941 in Boston), kanadisch-amerikanisches Medium.
C. war in zweiter Ehe mit dem Bostoner Chirurgen Dr. LeRoy Goddard Crandon verheiratet, der sie mit dem > Spiritismus bekannt machte. Anlässlich eines Besuches bei einem Hellseher erhielt sie eine Mitteilung vom angeblichen Geist ihres um fünf Jahre älteren Bruders, der bei einem Umfall gestorben war. C. war nun darauf bedacht, das Fortleben ihres Bruders unter Beweis zu stellen. Die erste Sitzung fand 1923 in ihrem Haus statt. Von den sechs Sitzungsteilnehmern wurde nur bei ihr die Gabe des > Tischrückens festgestellt. 1924 trat sie im Zusammenhang mit einem Preisausschreiben der Zeitschrift Scientific American, die 2.500 Dollar für ein Medium bot, das echte Phänomene hervorbringen könnte, an die Öffentlichkeit und wurde unter dem Namen „Margery“ eines der umstrittensten und erfolgreichsten Medien.
Während der Sitzungen ereigneten sich sonderbare Phänomene. Uhren blieben zur angegebenen Zeit stehen, das Medium fiel in Trance, Direkte Musik und Direkte Stimmen traten auf. Mit dem Auftauchen der Stimmen wurde die Trance-Phase verlassen. Unsichtbare Kräfte traten auf und zertrümmerten das Kabinett.
In dieser Phase setzten die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen ein, die von der Harvard-Gruppe, bestehend aus Prof. William > McDougall, Dr. Roback und Dr. Gardner > Murphy mit seinem Assistenten Harry Helso durchgeführt wurden und in Ermangelung fundierter Einsichten zu ersten Betrugsvorwürfen führten. 1923 besuchten Margery und Dr. Crandon Europa. In Paris stellte sich Margery Dr. > Geley, Professor > Richet und anderen für eingehende Untersuchungen zur Verfügung, wobei sie bei strenger Kontrolle ausgezeichnete Phänomene hervorbrachte. Noch erfolgreicher war die Sitzung vor der > Society for Psychical Research in London mit Harry > Price. Andere Sitzungen beim British College of Psychic Science und Psychic Photographs, die von William Hope und Mrs. Deane durchgeführt wurden, bestätigten die Medialität von Margery.
Nach der Rückkehr aus Europa begann C. Materialisationen zu erzeugen. Lichterscheinungen traten auf, später auch materialisierte Hände sowie > Direkte Schrift. Eine Untersuchungskommission der Zeitschrift Scientific American führte zu keinem einstimmigen Ergebnis. Hereward > Carrington beurteilte die Medialität als echt, > Houdini als Betrug, Comstock wollte noch mehr sehen, W.F. > Prince hatte noch nicht genug gesehen und McDougall enthielt sich der Stimme. J. Malcolm Bird, der Sekretär der Kommission, war nach 12 Sitzungen von der Echtheit der Phänomene überzeugt. Prince und McDougall verneinten nach weiteren Sitzungen eine definitive Aussage. Auch eine weitere Untersuchung durch ein anderes Harvard-Komitee kam zu keinem endgültigen Urteil.
Nach einem Angriff von Dr. J.B. Rhine, Dr. Walter Franklin Prince und anderer veröffentlichte Dr. Crandon 1925 das Pamphlet Margery, Harvard, Veritas.
1928 erzeugte das Medium auch einige chinesische Schriften, eine davon u.a. bei einer > Kreuzkorrespondenz. 1932 fiel C. mit einem angeblich von „Walther“ stammenden Fingerabdruck in Wachs auf, der jedoch ihrem Zahnarzt, Mr. Kerwin, zugeschrieben wurde.
In der 1933 erschienenen eingehenden Dokumentation von Brackett K. Thorogood, die den ganzen XXII. Band der „Proceedings“ der > American Society for Psychical Research umfasst, werden die Fingerabdrücke als echt hingestellt und hätten nichts mit dem von „Kerwin“ zu tun. 
Wie immer auch das Urteil über C. ausfallen mag (die Dokumentation ist umfangreich), die „Margery-Diskussion“ war jedenfalls von entscheidender Bedeutung für die öffentliche Meinung über den Spiritismus, zu dessen Anhängern viele Prominente zählten. Andererseits distanzierten sich auf diese Diskussion hin J.B. > Rhine und andere von der Untersuchung von Medien zugunsten der Laboruntersuchungen, die allerdings unter einem Mangel an konkreten außergewöhnlichen Fällen leiden.

Lit.: Bird, J. Malcolm: Margery, the medium. Boston: Small, Maynard and Co., 1925; Thorogood, Brackett K.: The Margery Mediumship: the „Walther“ Hands. 1933; The Margery Mediumship. Comments upon Mr. Thorogood‘s report on the fingerprint phenomena of the Margery mediumship … Reprint/Button, William Henry [New York, 1934]; Brandon, Ruth: The Life and Many Deaths of Harry Houdini. London: Pan Books, 2001.
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