Auch circadianer Rhythmus (lat. circa, „um“, „um herum“, „ungefähr“; dies, „der Tag“; griech. rhytmos, Rhythmus; dt. „zirkadianer Rhythmus“), bezeichnet in der > Chronobiologie die inneren (endogenen) Rhythmen mit einer Periodenlänge von 24 Stunden. Der Begriff wurde 1959 von Franz Halberg eingeführt.
Die Periodenlänge kann zwischen verschiedenen Arten variieren, beträgt aber meist 22 bis 25 Stunden. Der Prozess kann sich jedoch einem genauen 24-Stundenzyklus anpassen, indem er sich mit Hilfe von äußeren Reizen, den sogenannten Zeitgebern, korrigieren kann, was man als > Synchronisation bezeichnet. Überraschenderweise spielt dabei die Körpertemperatur keine Rolle.
Der entscheidende Faktor ist jedoch das Licht. So bestehen in der C. signifikante Unterschiede zwischen Blinden, die kein Licht sehen, und solchen, die Lichtschein noch sicher wahrnehmen. Die Basiswerte von ACTH sowie des Cortisols, d.h. des Antriebshormons der Nebennierenrinde, und von HGH (Wachstumshormon) sowie Testos
teron (Sexualhormon) liegen bei Totalblinden wesentlich niedriger als bei solchen mit Lichtwahrnehmung und Erkennen von Handbewegungen sowie gegenüber den Sehenden (Kontrollen). Blinde mit Lichtwahrnehmung haben gegenüber den Kontrollen zwar einen erheblich abgeschwächten, aber noch deutlich erkennbaren vormittäglichen Abfall. Naturgemäß beeinflussen die C. auch soziale Faktoren wie Aufstehen, Essens- und Arbeitszeit – wenn auch in geringerem Maße als der Lichteinfall. Die von Fritz Hollwich erhobenen deutlichen Unterschiede im Stoffwechsel- und Hormonhaushalt der beiden Gruppen zeigen jedoch, dass die Wahrnehmung oder das Fehlen des Lichteinfalls in das Auge der entscheidende Faktor ist (Hollwich).
Die Periodenlänge, oft mit dem griechischen Buchstaben Tau (τ) angegeben, der inneren Uhr, hängt von der genetischen Ausstattung ab. Es ist daher möglich, Organismen zu züchten, die eine interne Uhr mit längerer oder kürzerer Periodenlänge haben. Diese kann auch durch Drogen oder Hormone manipuliert werden. Auch das Alter des Organismus beeinflusst das τ. Beim Menschen nimmt es ab, bei Mäusen zu.
Zudem ist das Schlaf- und Wachverhalten neben dem > ultradianen 4-Stunden-Rhythmus auch vom C. gesteuert. Diese Steuerung setzt beim Kind in den ersten drei bis vier Monaten ein und entwickelt sich nacheinander gleichsam zu einem inneren Uhrwerk.
Die C. steuert im Organismus jedoch nicht nur ein Tag- und Nachtprogramm, etwa zur Blattbewegung oder Blütenöffnung bei Pflanzen und bei Tier und Mensch zur Regelung der Herzfrequenz, des Schlaf-Wach-Rhythmus, des Blutdrucks und der Körpertemperatur, sondern modifiziert dadurch auch die Gefühls- und Denkwelt des Menschen.
Wenngleich sich die > Chronobiologie seit Jahren mit diesen rhythmischen Einflüssen auch im Bereich von Gesundheit und Krankheit befasst, hat sie bei der offiziellen Wissenschaft noch wenig Anklang gefunden. Dies hängt auch damit zusammen, dass der Rhythmus von der strengen Linearität abweicht. > Biorhythmik, > Biologische Uhr.
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