Choiromantie

(Griech. choiros, Ferkel, Schwein), Weissagung durch Ferkel oder > Schweine. Diese Form der Weissagung wird von François > Rabelais († 1553) unter den Künsten eines gewissen „Mr. Trippa“ genannt. Wie es zu diesem Brauch kam, ist unbekannt. Jedenfalls spielten Schweine schon früher im > Aberglauben eine Rolle. So sollen sie Glück bringen, wenn man von ihnen träumt. Begegnet man ihnen jedoch vor einer Reise, sollte man das Unternehmen lieber lassen. Ferkel und Schweine sind angeblich auch zukunftkündend. So entwickelte sich das Schweinestallhorchen zum > Eheorakel. Dabei musste in der Christnacht das wissbegierige Mädchen an die Stalltür klopfen. Grunzte zur Antwort ein ausgewachsenes Schwein, so war ein Witwer oder gesetzterer Herr als Bräutigam zu erwarten. Quiekte hingegen ein Ferkel, durfte man mit einem hübschen jungen Mann rechnen. Grunzte gar kein Schwein, hieß es, ein weiteres Jahr warten.
Für das Altertum könnte man an den Orakelspruch im Fall der Sau mit den 30 Ferkeln denken, der Äneas veranlasste, Lavinium zu gründen (Vergil, Aen. 3, 289). 

Lit.: Rabelais, François: Gargantua und Pantagruel. Aus d. Franz. v. F.A. Gelbcke. Leipzig/Wien: Bibliogr. Inst., 1879; Gerhardt, Max: Der Aberglaube in der französischen Novelle des 16. Jahrhunderts. Schöneberg b. Berlin: Langenscheidt, 1906.
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