Chartres, Schule von

Philosophische und theologische Schule, die um 990 von Bischof Fulbert von Chartres gegründet wurde. Sie gelangte im 12. Jh., vor allem unter der Leitung von Bernhard und Thierry von Chartres, durch ihre platonische und neuplatonische Naturphilosophie sowie ihre Logik zu besonderer Bedeutung. Dies führte zu einer Theologie „more geometrico“ (nach Art der Geometrie, Nicolaus von Amiens) und teilweise zu einer Art > Zahlenmystik. Die kosmologischen und naturphilosophischen Betrachtungen nahmen neupythagoreische und demokritische Elemente mit einer Tendenz zum Pantheismus auf, wobei Gott zur Weltseele (Bernhard Silvestris von Tours) oder zur Form allen Seins (Amalrich von Bene) wurde. Ihren Höhepunkt findet die Schule von C. in den wissenschaftstheoretischen Überlegungen des späteren Bischofs von Poitiers, Gilbert de la Porrée, die auch über die Schule hinaus wirkten. Bedeutende Mitglieder der Schule waren ferner der Naturphilosoph Wilhelm von Conches, der Erkenntnistheoretiker Walter von Mortagne, Clarenbaldus von Arras und der Geschichtsmystiker Joachim von Fiore († 1202).

Lit.: Der Kommentar des Clarenbaldus von Arras zu Boethius De Trinitate: ein Werk aus d. Schule von Chartres im 12. Jh. Breslau: Müller & Seiffert, 1626; Silvestris, Bernardus: Über die allumfassende Einheit der Welt: Makrokosmos und Mikrokosmos. Stuttgart: Mellinger, 1989; Teichmann, Frank: Der Mensch und sein Tempel. Darmstadt: Wiss. Buchges., 1991.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.