Ch’ang-sheng pu-ssu

(Chin., „lange leben, nicht sterben“), > Unsterblichkeit, das Ziel vieler taoistischer Praktiken, das auf zweierlei Weise verstanden wird.
Ursprünglich befasste sich der > Taoismus mit der körperlichen Unsterblichkeit, wozu die Suche nach Substanzen und Übungen gehörte, um dieselbe zu erlangen. So versuchten die Anhänger des Äußeren Elixiers (> Wai tan) durch das Einnehmen verschiedener Drogen Unsterbliche (> Hsien) zu werden. Andere Praktiken sind das Vermeiden des Genusses von Körnerfrüchten (Pi-ku), > Atemübungen, Gymnastik (Tao-yin), > Meditation und sexuelle Praktiken (Fang-chung shu). Ein körperlich Unsterblicher steigt beim hellen Tag zum Himmel oder stirbt nur zum Schein. Öffnet man den Sarg, ist er leer.

Der reflexivere oder philosophische Taoismus des > Lao-tzu oder > Chuang-tzu betrachtet die spirituelle Unsterblichkeit als wichtiger und als die einzig erreichbare. Sie besteht in der Erleuchtung und Erlangung der Einheit mit dem höchsten Prinzip (> Tao), in einem Zustand jenseits der Gegensätze von Leben und Tod, in der Vereinigung von > Yin und > Yang. Spirituelle Unsterblichkeit beinhaltet neben der Freiheit von Leben und Tod auch Freiheit von Raum und Zeit und von sexueller Identität. Daher werden Unsterbliche manchmal männlich und manchmal weiblich dargestellt.
Da aber die Sprache als Verschlüsselung des inneren Suchens benutzt werden kann, ist nicht immer klar, welchen Weg eine bestimmte Schule verfolgt. Diese Zweideutigkeit gilt in hohem Maß auch für alchemistische Texte. Die Unsterblichkeit ist in jedem Fall nur vorläufig, denn sie schiebt den Tod nur für gewisse Zeit auf.
Symbole für C. sind u.a. > Kranich, > Pfirsich, > Pilz/Pflanze der Unsterblichkeit, Kiefern oder ein knorriger Holzstock.

Lit.: Blofeld, John: Der Taoismus oder die Suche nach Unsterblichkeit. München: Diederichs, 1995.
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