Cayce, Edgar

(* 18.03.1877 Hopkinsville, Kentucky, USA; † 03.01.1945 Virginia Beach, Virginia), Sensitiver und Heiler.
C. wuchs auf einer Farm auf und hatte bereits als Kind außergewöhnliche Wahrnehmungen. Im Alter von sechs bis sieben Jahren erzählte er den Eltern, dass er Erscheinungen habe, mit denen er sprechen könne, etwa mit vor kurzem verstorbenen Verwandten. Daraufhin entwickelte er eine Art fotografisches Gedächtnis, indem er auf seinen Schulbüchern schlief und auf diese Weise lernte, was aber bald wieder aufhörte. Nach der siebten Klasse Grundschule musste er versuchen, auf eigenen Füßen zu stehen. Im Alter von 21 Jahren wurde C. Verkäufer in einer Papiergroßhandlung. In dieser Zeit wurde er von einer allmählich zunehmenden Lähmung der Halsmuskeln befallen. Da die Ärzte keine physische Ursache fanden, versuchte man es mit Hypnose, jedoch ohne dauerhaften Erfolg. C. ersuchte seinen Freund, bei ihm die gleiche Art des hypnotischen Schlafes hervorzurufen, die ihn einst befähigte, seine Schulbücher zu memorieren. Mit wenigen Anweisungen gelang es ihm dann, sich selbst in Trance zu versetzen und seine Beschwerden zu beheben. Die Ärzte der Umgebung machten sich seine einzigartige Gabe der Diagnose für ihre Patienten zunutze. Sie stellten bald fest, dass sie C. nur Namen und Adresse der Patienten zu nennen brauchten, um mit diesen in Verbindung zu treten und Diagnosen vorzunehmen. Am 9. Oktober 1910 berichtete die New York Times darüber. Von diesem Tag an strömten leidende Menschen aus allen Teilen des Landes herbei.
Bei seinem Tod hinterließ C. mehr als 14.000 stenografische Protokolle seiner telepathisch-präkognitiven Aussagen, die sich auf mehr als 6.000 Personen in einem Zeitraum von 43 Jahren erstrecken. Diese Dokumente werden als Caycesche Readings bezeichnet, zu deren Betreuung 1932 die > Association for Research and Enlightenment (ARE) in Virginia Beach gegründet wurde.
Da C. in seinen Trancezuständen neben den Diagnosen auch künftige Ereignisse voraussagte, darunter den Schwarzen Freitag von 1929, den Zweiten Weltkrieg, die Erfindung des Laserstrahls, die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer, die Flutwellen und Erbeben am Ende des 20. Jahrhunderts und das Ende der kommunistischen Herrschaft, wurde er der „schlafende Prophet“ genannt. Beim jeweiligen Austritt aus der Trance hatte er keinerlei Erinnerung an das Gesagte.

Während seine diagnostischen Fähigkeiten und seine Ehrlichkeit vielfach erwiesen sind, trafen die meisten seiner Zukunftsaussagen nicht zu oder lassen sich nicht beweisen, wie die Botschaft, dass er in einer früheren Inkarnation mit okkulten Fähigkeiten in Ägypten gewesen sei. Auch seine Mitteilungen zu Reinkarnation, Astrologie, die mehrfache Wiedergeburt Jesu, die Existenz von Atlantis oder zu Ursprung und Schicksal der Menschheit sind als rein persönliche Meinung zu werten.
1955 promovierte der amerikanische Religionspsychologe Harmon Hartzell Bro an der Universität von Chicago über C. und legte damit eine der ersten nordamerikanischen Dissertationen mit einem parapsychologischen Gegenstand vor.

W.: Edgar Cayce speaks. New York: Avon, 1969; Edgar Cayce’s s story of Jesus. New York: Coward-McCann, 1972; Über Sexualität und Erleuchtung. München: Goldmann, 1989; Du weißt, wer Du warst. München: Goldmann, 1990; Die Geheimnisse des Universums und wie wir sie uns zunutze machen können. München: Goldmann, 1993; Die tausend Leben deiner Seele. München: Goldmann, 1993.
Lit.: Bro, Harmon Hartzell: Traumdeutungen in Trance des größten Propheten der Gegenwart, Edgar Cayce. Genf: Ariston, 1969; Sugrue, Thomas: Edgar Cayce. München: Droemer/Knaur, 1983. Bro, Harmon Hartzell: Edgar Cayce: Seher – Heiler – Mystiker an der Schwelle des neuen Zeitalters. Genf: Ariston, 1992.
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