Brunnentempel

(It. pozzi sacri, templi a pozzo), künstlich angelegte Kultstätten über natürlichen Quellaustritten. Am bekanntesten sind jene der > Nuraghenkultur, die sich um ca. 1800 v. Chr. auf Sardinien entwickelte. Die Tempel sollen zwischen dem 14. und 10. Jh. v. Chr. entstanden sein. Sie dienten dem Kult des sauberen und trinkbaren Wassers. An einigen dieser Kultplätze fand man eine große Anzahl von Votivgaben, meist im Vorraum der Anlagen oder in Opfergruben versenkt.
Auf Sardinien gibt es heute etwa dreißig solcher B. Man unterscheidet dabei oberflächig gelegene (Losa-Abbassanta), unterirdische (Santa Cristina-Paulilatino) und zerstörte Nuraghen-Dörfer (Sant’Anastasia – Sardara). Manche Tempel gehörten anscheinend zu Heiligtümern (Santa Vittoria – Serri), andere stehen völlig isoliert da (Su Tempiesu – Orune). Die Gebäude weisen in ihrer Struktur eine Dreifachgliederung auf: Vorhalle, vom Dachboden überdeckte Treppe, Raum mit falscher Kuppel, der als Brunnen gilt.
B. gibt es auch in Deutschland und anderen Ländern, zum Teil erst in jüngerer Zeit errichtet.

Lit.: Kusch, Heinrich u. Ingrid: Kulthöhlen in Europa: Götter, Geister und Dämonen. Graz; Wien; Köln: Styria, 2001; Mitova Dzonova, Dimitrina: Origine e natura dei pozzi sacri protosardi, 2.-1. millennio a.C. Sofia: IVRAI, 2007.
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