Bose, Sir Jagadish Chandra

(* 30.11.1858 Maimansingh, Bengalen, heute Bangladesch; † 23.11.1937 Giridih, Bengalen, heute Indien), weltberühmter indischer Physiker, Pflanzenphysiologe und Radio-Pionier.
Mit neun Jahren wurde B. nach Kolkata in die Schule geschickt, wo er 1877 seine Ausbildung abschloss. 1880 begann er ein Medizinstudium in London, das er aber wegen Malaria abbrechen musste. In den Folgejahren studierte er im Christ’s College in Cambridge Physik. Nach Kolkata zurückgekehrt, erhielt B. eine Anstellung als Physikprofessor am Presidency College, University of Calcutta, wo er die folgenden 30 Jahre unterrichtete und forschte. Unter seinen Schülern befand sich auch Satyendranath Bose, bekannt durch die Bose-Einstein-Statistik. Von 1894 bis 1900, noch bevor Guglielmo Marconi auf diesem Gebiet Berühmtheit erlangte, gab B. einige wichtige Publikationen über elektromagnetische Wellen heraus, demonstrierte 1894 die Fernwirkung derselben und wurde damit zum Pionier des Radios. B. interessierte sich jedoch nicht nur für Schallübertragung, sondern auch für die Auswirkungen jeglicher Form elektromagnetischer Wellen auf Lebewesen, insbesondere auf Pflanzen, und führte hierzu eine Vielzahl von Experimenten durch. Er beschäftigte sich vor allem mit der Strömungsgeschwindigkeit des Protoplasmas in der Pflanze unter verschiedenen Umweltbedingungen. Aufgrund dieser Untersuchungen stellte er die These auf, dass die Reaktionen bei den Pflanzen den nervösen Reaktionen der Tiere vergleichbar seien und dass zwischen Leben und angeblich toter Materie keine so großen Unterschiede bestünden. Sogar Steine sollen einen gewissen Grad von Leben haben. Mit seinen Pflanzenexperimenten wurde B. zum Vorreiter einiger neuerer Experimentatoren auf diesem Gebiet, wie Cleve > Backster.
Nach seiner Pensionierung 1915 gründete B. in Kolkata das Bose-Institut, das erste Forschungsinstitut Indiens, das am 30. November 1917 eingeweiht wurde. Das Magazin Nature veröffentlichte 27 seiner Publikationen.

W.: Response in the Living and Non-Living (1902); Plant Response as a Means of Physiological Investigation (1906); Researches in Irritability of Plants (1913), The Physiology of the Ascent of Sap (1923), dt.: Die Physiologie des Saftsteigens. Jena: Fischer, 1925; The Physiology of Photosynthesis (1924); The Nervous Mechanism of Plants (1926); Plant Autographs & Their Revelations (1927); Motor Mechanisms of Plants (1928); Growth and Tropic Move­ments of Plants (1929).
Lit.: Geddes, Patrick: Leben und Werk von Sir Jagadis C. Bose, M. A., D. S. C., LL. D., F. R. S., C. S. J., C. J. E., Mitglied der internationalen Vereinigung für intellektuelle Zusammenarbeit, Gründer und Direktor des Bose-Institutes in Calcutta. Erlenbach-Zürich: Kotzfel-Verlag, 1930.
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