Bock

(Lat. haedus, hircus; engl. he-goat; it. caprone), Ziegenbock, im Gegensatz zum Schafbock, dem > Widder, wenngleich die beiden im Sprachgebrauch nicht immer klar getrennt sind.
Der B. ist in vielen Kulturen ein Repräsentant für Fruchtbarkeit, Zeugungskraft und ungezügelte Sexualität. In Ägypten beteten Frauen zu ihm um Kindersegen. Der in Mendes verehrte Widder dürfte später durch einen Ziegenbock ausgetauscht worden sein. Im alten Indien ist der B. ein sonnenhaftes Wesen und dem Feuergott > Agni heilig. Im Allgemeinen ist B. aber negativ besetzt. So verkörpert er im AT als Sündenbock die Unreinheit und Sündhaftigkeit: „…und der Bock soll alle ihre Sünden mit sich in die Einöde tragen“ (Lev 16,22). Im NT wird der B. zum Symbol der sündigen Menschen: „Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln, die Böcke aber zur Linken“ (Mt 25, 33). Die Griechen setzten ihn ihrem B.dämon > Pan gleich. So ist nach antikem Mythenverständnis der Geist des Schreckens („panische Angst“) mit dem Fell des Ziegenbocks verbunden. Der Leben und Tod widerspiegelnde > Dionysos ist sowohl „Ziegentöter“ (Aigobolos) als auch selbst der Gott „im schwarzen Ziegenfell“ (Melanaigis). Als Jäger und Gejagter erleidet er das tragische Schicksal des Bockes (griech. tragos). Der B. ist ferner das Reittier der > Aphrodite.
Bei den Germanen gehörte der B. zum Kult und Mythos des Donnergottes > Thor.

Im Mittelalter wurde der > Teufel mit Bockshörnern und > Bocksfuß dargestellt. Der B. galt vielfach auch als obszönes Reittier der > Hexen für den Flug zum orgiastischen > Hexensabbat und ist bis heute im > Satanismus, vor allem als Bockskopf, die personifizierte Wolllust.

Lit.: Merivale, Patricia: Pan the Goat-God: His Myth in Modern Times. Cambridge, Mass. [u.a.]: Harvard Univ. Press, 1969; Otto, Walter F.: Dionysos. Berlin: Humboldt-Universität, 1996; Girard, René: Der Sündenbock. Zürich: Benziger, 1998.
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