Blutritual, Bluttrinken

(Engl. blood ritual). Die Vorstellung, dass sich im Blut die Lebenskraft des Menschen befinde, führte bei archaischen Völkern und Frühkulturen als ein Teil der Menschenfresserei (> Anthropophagie) zum Trinken menschlichen Blutes. Aus diesem Grund wurde den Gottheiten als Ersatz für Menschenopfer Blut dargebracht. Eines der frühesten bezeugten B. findet sich in Homers Odyssee (11 Gesang, V. 90-96), wo die Zauberin > Circe am Rand des > Hades ein Loch gräbt, Schafe schlachtet und das Blut hineinfließen lässt. Nachdem die toten Seelen das Blut getrunken haben, werden sie mit Lebenskraft erfüllt und sagen Odysseus die Zukunft voraus.
Bei einigen Gruppen russischer Sekten, den > Chlysten und > Skopzen, waren B. noch bis ins 19. Jh. üblich.

Bei der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland gehörte das Bluttrinken noch bis 1932 zum Ritual, so bei der Aufnahme in den XI. Grad. Dem Neuaufgenommenen wurde Blut aus dem Daumen entnommen und in eine Flasche gegeben, in der sich das Blut aller Angehörigen dieser Stufe befand. Sodann wurde aus der Flasche Blut entnommen, mit Wein vermischt, daher auch Blutmischung genannt, und getrunken (> Blutsbrüderschaft). Dieser von den Mysterienbünden in das Ritual einzelner freimaurerischer Systeme aufgenommene Vorgang symbolisierte die Verbrüderung, die Bundesschließung.

Lit.: Frick, Karl R.H.: Das Reich Satans: Luzifer/Satan/Teufel und die Mond- und Liebesgöttinnen in ihren lichten und dunklen Aspekten – eine Darstellung ihrer ursprünglichen Wesenheiten in Mythos und Religion. Graz: ADEVA, 1982, S. 217-226; Lennhoff, Eugen: Internationales Freimaurerlexikon/Posner, Oskar; Binder, Dieter A. Überarb. u. erw. Neuaufl. d. Ausg. v. 1932. München: Herbig, 2000; Marc-Roberts-Team: Lexikon des Satanismus und des Hexenwesens. Graz: Verlag f. Sammler, 2004.

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