Blake, William

(* 28.11.1757 London; † 12.08.1827 ebd.), englischer Maler, Dichter und Mystiker, dessen Denken von Jakob > Böhme, Emanuel > Swedenborg, der > Gnosis, der > Kabbala und dem Neuplatonismus geprägt war. Schon von Kindheit an glaubte er, mit Geistern in Verbindung zu stehen. So soll ihm der Geist seines verstorbenen Bruders Robert neue Drucktechniken offenbart haben. Von 1819 bis 1821 hielt B. zusammen mit den Malern John Varley und John Lenney zwischen 21.00 Uhr und fünf Uhr morgens regelmäßig Séancen ab. Eines Abends sah er angeblich sogar den Geist eines gerade dahingeschiedenen Flohs. Mit den Malutensilien, die ihm Varley unverzüglich reichte, brachte der aufgeregte B. ein Bild für die Nachwelt zu Papier, bevor das Wesen wieder verschwand. Vorher verriet der ungewohnte Besucher noch, dass alle Flöhe von Seelen extrem blutdürstiger Menschen bewohnt würden. Diese visionären Erfahrungen führten B. zu einer Visionstheorie, deren oberste Stufe die Unio zwischen Gott, Mensch und Natur darstellt. Der Urmensch heißt demzufolge „Albion“. Er bildet den Leib des Absoluten oder Gottes. Später spaltet er sich in vier Zoas: Tharmas (Sinnlichkeit), Urizen (Vernunft), Luvah (Liebe/Hass) und Urthona (Imagination). B. glaubte, in Gott Züge des Bösen zu erkennen. Er nennt ihn daher Urizen (Sichbegrenzung), weil er eine jede Kreativität erstickende Vernunft verkörpern soll. Sein Gegner ist Orc (eine Umstellung aus lat. cor, Herz), ein Abkömmling der Urthona, welche die > Imagination darstellt.
Nach Christoph Bochinger ist B. der Schöpfer der Bezeichnung „New Age“. Seine Religionsauffassung hat die moderne Esoterik nachhaltig bis in die Begrifflichkeit hinein beeinflusst.

Die Malerei von B. beschäftigt sich mit halb geisterhaften, halb mythologischen Wesen. Manches liegt an der Grenze zwischen Dilettantismus und Genialität. Seine großen Bilderfolgen „Hiob“, „Apokalypse“ und „Dante“ gehören in ihrer visionären Tiefe zu den letzten, von religiösem Tiefsinn erfüllten Schöpfungen.
B. lehrte die Einheit der Religionen und glaubte, dass alle Götter im Herzen des Menschen vorhanden seien. Der Sündenfall sei ein Vorgang, der sich im Innern des Menschen abspiele.

W.: Observations on the Principles Which Regulate the Course of Exchange; And on the Present Depreciated State of the Currency. London, 1810; Songs of Innocence and of Experience Showing the Two Contrary States of the Human Soul. London, 1839; The Poems of William Blake: Comprising Songs of innocence and of Experience. Together with Poetical Sketches and Some Copyright Poems not in Any Other Edition. London: Pickering, 1874; Ausgewählte Dichtungen. Übertr. von Adolf Knoblauch. Berlin: Osterheld, 1907; The Marriage of Heaven and Hell and a Song of Liberty. With an introd. by Francis Griffin Stokes. London: The Florence Press, 1911; Europe: A Prophecy/[printed] by Will. Blake. London: Trianon Pr., 1969; The Book of Urizen: Easson, Kay Parkhurst u.a. (Hrsg.). London: Thames and Hudson, 1979. The Four Zoas: a photogr. facs. of the ms with comm. on the ill. Tramontano Magno, Cettina u.a. (Hrsg.). Lewisburg: Bucknell Univ. Pr. u.a., 1987; Jerusalem: the Emanation of the Giant Albion/ed. with an introd. and notes by Morton D. Paley. London: William Blake Trust, 1991; Zwischen Feuer und Feuer: poetische Werke. Aus d. Engl. neu übers. und mit Anm. hrsg. von Thomas Eichhorn. Mit einem Nachwort von Susanne Schmid. Orig.-Ausg., zweisprachige Ausg. München: Dt. Taschenbuch-Verl, 2000; Die Hochzeit von Himmel und Hölle: [Buch und Hörspiel-CD mit Musik von SANDOW unter der Regie von Kai Grehn] = The Marriage of Heaven and Hell. Aus dem Engl. von Kai Grehn. Originalausg., 1. Aufl. Vevais: Edition Minotaurus, 2003.
Lit.: Bochinger, Christoph: „New Age“ und moderne Religion: religionswissenschaftliche Analysen. Gütersloh: Chr. Kaiser/Gütersloher Verlagshaus, 1994; William Blake: the complete illuminated books; with 393 plates, 366 in colour/With an introduction by David Bindman. London: Thames & Hudson u.a., 2000.
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