Bittgang

Gebetsprozession zum Herabflehen von Heil in irgendeiner Form. Solche Prozessionen finden sich bei allen Völkern. Der Sprachgebrauch hat den B. jedoch allmählich auf diejenigen Umzüge beschränkt, die mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen und dem Gedeihen der Feldfrüchte dienen.
In der römischen Religion gab es die > Ambarvalien zur Flurgöttin > Dea Dia, die später mit > Ceres verschmolz. Es handelte sich um Flurumgänge zur Reinigung und Entsühnung der Felder, wobei die > Arvalbrüder (fratres arvales) als Priester fungierten. Am 25. April wurden in Rom die > Robigalia gefeiert, um den Rost von den Getreidefeldern abzuwehren, während die > Floralia von 28. April bis 3. Mai dem Schutz des blühenden Getreides galten.
Die Germanen feierten zur Mittwinterzeit ein Bittopfer, um die Fruchtbarkeit für die Felder zu erflehen. So berichtet Tacitus (Germ. 40) von der Nerthus-Umfahrt, die unverkennbar die Züge einer Flurprozession trägt. > Nerthus wurde dabei als befruchtende Göttin durch die Felder getragen.
In der christlichen Kirche sind Bittprozessionen schon aus ihrem israelitisch-jüdischen Erbe heraus geläufig. Zu den heute bekanntesten B. gehören u. a. der Weingartner Blutritt sowie die zahlreichen Flur- und Seeprozessionen zu Fronleichnam. B. finden insbesondere an den > Bitt-Tagen statt.

Lit.: Kocher, Alois: Bittgänge und Prozessionen. Solothurn: Staatsarchiv, 1968; Prozessionen, Wallfahrten, Aufmärsche: Bewegung zwischen Religion und Politik in Europa und Asien seit dem Mittelalter/Hrsg. Jörg Gengnagel. Köln: Böhlau, 2007.
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