Bewusstseinszustände, veränderte

Psychisch-geistige Zustände, die vom normalen Wachbewusstseins der Selbst- und Umwelterfassung abweichen. Diese Zustände reichen von leichter Konzentration bis zur > Pneumostase, dem All-Einserleben mit Gott, vom konturlosen Erahnen bis zur Klarheit des Evidenzerlebnisses, vom > Tagtraum bis zu mystischen Erfahrungen. Neben der Gliederung in verschiedene > Bewusstseinsformen können die v. B. auch nach dem Grad der Erregung des zentralen Nervensystems, aufgeteilt auf die Bereiche „Wahrnehmung – Meditation“, von normal bis untererregt unterschieden werden, ohne hier auch die psychopathologischen Zustände zu berücksichtigen:
1) Normal (Tagesroutine, Entspannung); 2) erregt (> Sensitivität, > Kreativität: REM-Zustand, > Angst), 3) übererregt (akute hyperphrene Zustände, > Katalepsie; 3) ekstatisch (mystische Entrückung; 4) Ruhe (> Zazen: Delta-Wellen, > Dharma; 5) untererregt (Dhyan, > Savichar Samadhi, > Nirvichar Samadhi).

Es ist hierbei völlig normal, übererregt oder untererregt zu sein. Nur wenn jemand in einem solchen Zustand fixiert bleibt, kann man von Krankhaftigkeit sprechen. So kann die übererregte Augenbewegung während des Traumschlafes zwischen Kreativität und Angst angesiedelt werden, während der Deltawellen-Schlaf als horizontal gegenüberliegend einzustufen ist, nämlich zwischen Zazen und Dharma. Da wir im Schlaf jede Nacht des öfteren zwischen erregten und ruhigen Zuständen wechseln, stehen wir in einem Dialog zwischen dem Ich oder der Welt und dem Selbst – wobei allerdings festzustellen ist, dass das Selbst sich niemals voll kennen und sehen kann.
Die erhöhten Erregungszustände können natürlichen oder künstli­chen Ursprungs sein. So können z.B. größere Gaben von halluzinoge­nen Drogen eine zentrale Erregung hervorrufen und die betreffende Person in Zustände der Angst, der Kreativität und Übererregung versetzen. Ein solcher Trip geht mit einer Verengung der Sensorik und einer Intensivierung innerer Vorstellungserfahrungen einher.
Auf der Wahrnehmungs-Meditationsebene mit Erregungsabnahme finden sich die Zustände von Zazen, des Dharma und Dhyana, wie auch des christlichen Gebets der Einfachheit als Formen der inneren Ent­spannung. Meditation und Gebete entspannen die Muskeln, verlangsa­men den Stoffwechsel und erhöhen den Hautwiderstand. Der zeremo­nielle Verzicht auf Weltbezug durch Zen und Yogapraktiken gipfelt in der Auflösung der Denkprozesse, was als „Nirvichar Samadhi“ bezeich­net wird, ein Zustand völligen Selbstbezugs ohne Gedankeninhalte. Dieser Zustand ist durch extrem niedrige Erregung und niedrigen Stoffwechsel gekennzeichnet.
Je mehr man vom Ich zum Selbst übergeht, um so mehr verlässt man die Raumzeitdimension und steigt in den entmaterialisierten zeitlosen Innenraum ein. Das Universum, das sich in diesen Zuständen auftut, ist durch eine verringerte Aktivität gekennzeichnet.

Lit.: Handbook of States of Consciousness/ed. by Benjamin B. Wolman and Montague Ullman. New York: Van Nostrand Reinhold, 1986; Resch, Andreas: Veränderte Bewusstseinszustände: Träume, Trance, Ekstase. Innsbruck: Resch, 1990.

Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.