Bewegungswahrsagung

Zukunftsdeutung durch die spontane unbegründete Bewegung unbelebter Gegenstände. So galt im antiken Rom die Bewegung der in der Regia aufbewahrten heiligen Lanzen des Mars (Livius 40.192) oder der heiligen Schilde (ancilia) als Prodigium (Wunderzeichen), genauso wie wenn die Türen eines Tempels plötzlich aufsprangen (Obsequens 6.67), bei der Götterbewirtung (lectisternium) eine Schüssel hinunterfiel, Waffen auf den Boden sanken oder Mauerzinnen herabstürzten (Schindler, 215).
Ganz allgemein geht es bei B. vornehmlich um spontane Formen des Bewegens, des Umfallens und des auf den Boden-Fallens, wobei gewissen Objekten besondere Bedeutung zugeschrieben wird. Das Fallen eines Bildes von der Wand, das Herabfallen eines Spiegels, einer Uhr oder eines Essbestecks wird meist mit Todesankündigung verbunden. Doch auch das unvermutete Aufhören einer Bewegung gilt als schlimmes Vorzeichen, wie etwa das Stehenbleiben einer Uhr.

Lit.: Obsequentus, Julius: Julii Obsequentis quae supersunt ex libro de Prodigiis, cum animadversionibus Joannis Schefferi, et supplementis Conradi Lycosthenis, curante Francisco Oudendorpio. Lugduni Batavorum: Luchtmans, 1720; Livius, Titus: Des Titus Livius aus Padua Römische Geschichte/Uebersetzt von Georg Christian Maternus von Cilano. … mit einigen Anmerk. begleitet von Georg Christian Adler. Hamburg: Bohn, 1777; Schindler, Heinrich Bruno: Aberglaube des Mittelalters: ein Beitrag zur Culturgeschichte. Neudr. d. Ausg. München-Pasing, Bergstadtverl. Korn, 1858. Wiesbaden: M. Sändig, 1969.
Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.