Besessenheitskulte, Besessenheitsriten

Finden sich vornehmlich in Afrika und in Südamerika sowie bei den Schamanen im zentralasiatischen Raum (Sibirien). Zu den bekanntesten Ausprägungen in Afrika, Südamerika und im Iran zählen Bori (> Hausa), > Zar (Ägypten, Sudan, Äthiopien, Iran) > Voodoo (Haiti), > Candomblé und > Umbanda (Brasilien). Die Kultgemeinschaften werden von einem durch > Initiation ausgewiesenen Medium geleitet. In einem für die besessene Person abgehaltenen > Übergangsritus verpflichtet sich das besetzende Wesen, den betroffenen Menschen nicht mehr durch Krankheit zu schädigen, und dieser erklärt sich im Gegenzug bereit, während der Besessenheitstrance seinen Körper der „spirituellen“ Macht zu „leihen“.
Im Gegensatz zu der bei solchen Besessenheitsriten vorherrschenden passiven Haltung, dem Ich-Verlust und der Überwältigung durch das „Eindringen“ der Geister, wo z.B. der Zar-Kult in Nord-Ostafrika mit Apathie, Depressionen, hysteriformen Anfällen oder akuten Psychosen einhergehen kann, sind die Besessenheitsriten des > Schamanen durch aktive Selbstkontrolle gekennzeichnet. Der Schamane tritt als Meister der Ekstase aktiv mit Toten, Dämonen und Naturgeistern in Verbindung und verfügt in der > Besessenheitstrance durch Hilfsgeister über heilende Kräfte.

Lit.: Hohenstein, Erica Jane: Das Reich der magischen Mütter. Eine Untersuchung über die Frauen in den afro-brasilianischen Besessenheitskulten Candomblé. Frankfurt a.M.: Verlag für Interkulturelle Kommunikation, 1991; Nabhan, Muna: Der Zar-Kult in Ägypten: rituelle Begegnung von Geist und Mensch. Ein Beispiel komplementärer Gläubigkeit. Frankfurt a.M.; New York: Peter Lang, 1994.
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