Baudouin, Charles

(*26.07.1893 Nancy; † 25.08.1963 Plan-les-Ouates), Sohn von Antoine und Marie Laurence Geoffray, studierte in Nancy, Paris und Genf Literatur mit Lizenziat (1912) und Doktorat (1920). Ab 1915 unterrichtete er in Genf, zunächst am Institut Jean-Jacques Rousseau, dann an der Philosophischen Fakultät der Universität.
B. war ein Freund Stefan Zweigs sowie Romain Rollands, den er 1918 verteidigte. 1917 veröffentlichte er in der Zeitschrift Le Carmel Gedichte gegen den Krieg. 1924 gründete er das Institut International de Psychagogie et Psychothérapie sowie die Zeitschrift Action et Pensée.
B. war u.a. ein hervorragender Psychotherapeut und die erste Autorität auf dem Gebiet der > Autosuggestion, des Mustertyps jedweder > Suggestion:

„Die Autosuggestion ist der Mustertyp einer jeden Suggestion. Sie ist nicht vornehmlich eine Erscheinung der Beeinflussung, die Einwirkung eines Menschen auf einen anderen; Suggestion kann vorliegen, ohne dass eine Person suggeriert. Die Suggestion kann, kurz gesagt, bestimmt werden als die unbewusste Verwirklichung eines Gedankens.“ (Baudouin, Suggestion, S. 7)
Bereits 1910 wies er darauf hin, dass das Unterbewusstsein in einem schlafartigen Zustand zu beeinflussen sei, bei dem jede bewusste Anstrengung auf ein Minimum beschränkt ist. Daraus entstand die sog. Baudouin-Technik, die in folgende Formel zusammengefasst werden kann: Am einfachsten und wirkungsvollsten wird dem Unterbewusstsein die gewünschte Vorstellung suggeriert, indem man sie zu einem kurzen, einprägsamen Satz verdichtet, dann, gleichsam als Schlaflied, ständig wiederholt.
Nach seinen Arbeiten zur Suggestion (Suggestion et Autosuggestion, 1920) wandte er sich der Psychoanalyse (L’âme enfantine et la psychanalyse, 1931) zu und schuf mit seiner „Psychologie der Instanzen“ (De l’instinct à l’esprit, 1950) eine Synthese der Ansätze Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs. Zudem war er auch als Romanschriftsteller, Dichter und Übersetzer tätig.

W.: Die Macht in uns: Entwicklung einer Lebenskunst im Sinne der neuen Psychologie. Dresden: Sibyllen-Verl, 21924; De l’instinct à l’esprit. Précis de psychologie analytique. Neuchâtel: Delachaux, Niestlé, 1970; Das Seelenleben des Kindes und die Psychoanalyse. Olten u.a.: Walter, 1972; Komplexe. Olten u.a.: Walter, 1972; Suggestion und Autosuggestion. Basel; Stuttgart: Schwabe, 1972; Fälle. Olten u.a.: Walter, 1973; Methoden. Olten u.a.: Walter, 1973.
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