Ballspiel

Gruppendynamische Interaktion mit einem Ball, die in ihren Urformen tief in die Menschheitsgeschichte zurückreicht. Bei antiken Völkern diente die an eine > Kugel erinnernde Form des Balles als Bild für die Gestirne und als Gegenstand religiöser Zeremonien. > Apollonios von Rhodos erzählt (> Argonautika) vom schicksalhaften B. > Aphrodites mit > Eros. Bei den altmexikanischen Indianern stellte die religiöse Zeremonie des B. den Himmelslauf der Sonne dar, den man durch das Spiel magisch zu beeinflussen suchte. Der Ball aus Kautschuk, der die Sonne symbolisierte, wurde auf besonderen Plätzen in der Nähe der Tempel mit den Knien, den Hüften oder dem Gesäß bewegt. Das Spiel wurde zwischen zwei Parteien unter der Leitung eines Priesters ausgetragen, der allein den Ball in die Hand nehmen durfte. Der Platz war umhegt, und aus der Umhegung ragten große Steinringe hervor. Es galt als Haupttreffer, den Ball durch diese Steinringe zu schleudern. Wem dies gelang, der durfte als Verdienst allen Zuschauern die Mäntel fortnehmen. Eine Reihe mexikanischer Ortsnamen, die vom indianischen Wort für Ballspielplatz (Tlachtli) abgleitet sind, zeugen von der Popularität des B. Auch in den mexikanischen Bilderhandschriften ist das B. abgebildet. Ebenso waren bei den vorgeschichtlichen Indianern Neu-Mexikos und Südarizonas sowie im Raum Hinterindiens solche B. üblich.
Die kultische Bedeutung des B. war auch im europäischen Mittelalter bekannt. So übten in Frankreich Mönche bei Trockenheit das B. zur Beeinflussung der Sonne, was auch für die Berber Nordafrikas nachweisbar ist. Bei den Germanen war es eines der beliebtesten Spiele überhaupt.

Lit.: Löffler, L.G.: Das zerimonielle Ballspiel im Raum Hinterindiens (Paideuma 6/1955); Mendner, Siegfried: Das Ballspiel im Leben der Völker. Münster: Aschendorff, 1956; Henderson, Robert William: Ball, Bat, and Bishop: the Origin of Ball Games; Foreword by Leonard Koppett. First Illinois Paperback ed. Urbana, Ill. [u.a.]: Univ. of Illinois Press, 2001; Apollonius, Rhodius: Argonautika/Apollonij Rodosskij. Izd. podgot. N.A. Cistjakova. Moskva: Ladomir [u.a.], 2001; Hoops, Johannes: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde/Unter Mitwirkung zahlreicher Fachgelehrter. Hg. v. Johannes Hoops. Straßburg: Trübner, o.J., I, S. 161.
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