Astralmystik

Symboldeutung der Sterne und ihrer Bewegungen als Sinndeutung des menschlichen Leben aus der Erfahrung des Universums als Makrokosmos und des Menschen als Mikrokosmos.
Die A. ist daher so alt wie die menschliche Bewunderung und Deutung der Sterne und ihrer Bahnen als Lebenssinn und Lebensführung. Einen besonderen Impuls erhielt die A. durch die Vorstellung Platons, dass jede Seele einen Stern als ihre ewige Heimat hat, in die sie nach erfolgreicher Beendigung der Erdenleben einkehrt. Auch Dante sieht die Seele jeweils in jener Planetensphäre weilen, die der Tugend entspricht, welche ihr Leben nach dem Willen Gottes besonders geprägt hat.

Die A. findet sich auch im antiken Judentum, soweit sie – geleitet von der wahren Weisheit beim Anblick der Sterne – den Meister und nicht die „weltbeherrschenden Götter“ verehrt (Weish 13,2; Ijob 31,26). In den zwölf Stämmen Israels erkannte man eine Entsprechung zur himmlischen Ordnung, was zu Tierkreisdarstellungen in den Synagogen und später dann auch in den christlichen Kirchen führte, da in dem auf die zwölf Apostel gegründeten Neuen Jerusalem diese Ordnung zur Vollendung kommt (Offb 21). Ferner zeigt die Übertragung der vier Lebewesen des Tierkreises aus Ez 1 (vgl. Offb 4.7) auf die vier Evangelisten die kosmische Bedeutung ihrer Botschaft mit dem Pantokrator in der Mitte. So konzentriert sich im christlichen Verständnis die astrale Symbolik vor allem auf die Sonne (Mk 16,2; Lk 1,78).
Dem entspricht auch der solare römische Kalender, den das Christentum übernommen hat. Die Festtage sind in den kosmischen Rhythmus des Jahreskreises eingebettet. Zur Zeit der Wintersonnenwende wird Weihnachten gefeiert. Das Datum für das Osterfest richtet sich nach dem Vollmond, wenn die Sonne im Tierkreiszeichen Widder steht. Zudem muss Sonntag sein. Am Samstag vorher, dem Tag des Saturn, lag Jesus im Grab. Saturn symbolisiert als der Letzte der sichtbaren Planeten das „Ende“ allen geschaffenen Lebens, zugleich aber auch die Grenzüberschreitung zum Jenseitigen.

Lit.: Bühler, Walther: Das bewegliche Osterfest: Kalenderreform und Osterdatum als Problem des Rhythmus. Tübingen: Katzmann, 1965; Weinreb, Friedrich: Die Astrologie in der jüdischen Mystik; Textfassung Christian Schneider. München: Thauros-Verlag, 1982; Voss, Gerhard:  Astrologie – christlich. 2., überarb. u. erw. Aufl. Regensburg: Pustet, 1990.
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