Dat/Duat

Ägypt., Unterwelt, Jenseits; das > Jenseits, die Stätte, an der die Toten verweilen. Schon die ältesten Texte reden von D. Dabei hatte das Alte Reich eine etwas andere Vorstellung vom Totenreich. Das D. lag im Himmel. Der Tote wird in das D. aufgenommen, nachdem er auf der Himmelsleiter aufgestiegen ist (Sethe, 390). Auch von den Bewohnern des D. ist die Rede, unter denen der Tote weilt. Nach der Schreibung sind darunter die Sterne gemeint, zumal auch das Wort D. mit einem Stern geschrieben wird, der in einen Kreis eingeschlossen ist. So dürfte D. im Letzten der Nachthimmel sein.
Ab der Vorstellung des Osiris als Herrscher in der Unterwelt (4./5. Dynastie) und später gänzlich im Neuen Reich spielte sich das Jenseits in der sog. > Unterwelt ab. Seitdem versteht man unter D. einfach die Unterwelt, die ein Stück der Welt ist und darum gerne als Himmel und Erde bezeichnet wird, weshalb man keine strenge Grenzlinie zwischen einerseits dem Jenseits im Himmel und andererseits dem Jenseits in der unterirdischen Sphäre ziehen sollte. D. ist als Reich des Dunkels zu sehen, das im Schoß der Erde zu Hause ist und sich nachts über den > Himmel spannt. In die Unterwelt, wo der Nil seine Heimstatt hat, versinkt das Tagesgestirn, um sie in der Nacht zu durchwandern.

Lit.: Sethe, Kurt: Die altaegyptischen Pyramidentexte nach den Papierabdrücken und Photographien des Berliner Museums. 1-4. Leipzig: J.C. Hinrichs, 1908-1922;  Bonnet, Hans: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Berlin: Walter de Gruyter, 2000.
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